© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/23 / 06. Januar 2023

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Einerseits wird niemand von Fernsehunterhaltung Realitätsnähe erwarten, andererseits muß auch der Plot eines TV-Krimis der Volkspädagogik dienen. So im Fall des letzten „Tatort“, der sich um Schutzgelderpressungen in Köln dreht. Oliver Jungen hat in seiner Medienkritik (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31. Dezember 2022) schön nachgezeichnet, wie die Handlung bewußt den Eindruck erweckt, als ob Organisierte Kriminalität im wesentlichen von „rechts blinkenden“ Leuten betrieben wird. Davon könne aber in Köln keine Rede sein: „Vor wenigen Jahren hieß es in der Lokalpresse, laut Schätzung der Ermittler zahle jeder zweite Gastronom in der Region Schutzgeld, was aber so gut wie nie zur Anzeige komme. Das Problem betrifft besonders stark Gastronomen mit nichtdeutschen Wurzeln. Diverse Clans (wie der libanesische Al-Zein-Clan) sind an dieser systematischen Erpressung ebenso beteiligt wie die italienische Mafia, organisierte türkische Kriminelle, auch die PKK und multinationale Rockerbanden wie die Hells Angels oder die hier inzwischen verbotenen Bandidos.“ Daß etwelche „kleindeutsche Mafiaunternehmen im Bereich der organisierten Kriminalität … mitspielen“ dürften, sei eine absurde Vorstellung, setzte Jungen hinzu.

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Ritterschlag: „Ich wußte gar nicht, daß der Weißmann einen so trockenen Humor hat“ (Michael Klonovsky).

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„Daraufhin begann ich, Schwierigkeiten mit den oftmals radikalisierten Jugendlichen zu haben, die die Moscheen, Salons und Kulturzentren des Viertels besuchten. Alle standen unter der Macht und dem Einfluß von Islamisten. Dieser Einfluß der Wahhabiten und Moslembrüder verbreitete sich und durchdrang die dritte und vierte Einwanderergeneration. In den Vereinen ging es nicht darum, belgische Staatsbürger auszubilden, sondern lediglich darum, die Jugendlichen in den Stadtvierteln zu beschäftigen. Diese wiederholten die Opferdiskurse, die ihnen von Islamisten und der Linken vorgetragen wurden: ‘Unsere Eltern wurden mißbraucht’, ‘Sie sind Rassisten’ etc. Nach den Vereinen waren es die politischen Parteien, die damit begannen, Personen, die den Islamisten nahestehen, einzuschleusen, um muslimische Wähler zu gewinnen. Die Namensänderungen der Christlich-Sozialen Partei (PSC) sind in diesem Punkt aufschlußreich. Im Jahr 2002 wurde sie zu Centre démocrate humaniste (CDH) und im Jahr 2022 zu Les Engagés. Als Mitglied des CDH wurde 2009 die erste verschleierte Parlamentarierin in Europa gewählt. (…) Auf Brüsseler Ebene ist es den Islamisten gelungen, in alle Bereiche der europäischen Institutionen vorzudringen. Jeder ihrer Anhänger verfolgt ein bestimmtes Ziel und dient als Relais, um die Islamisierung der Gesellschaft zu normalisieren. (…) Die Normalisierung erfolgt immer im Namen des Kampfes gegen ‘Diskriminierung’, ‘Rassismus’, ‘Sexismus’, ‘Islamophobie’ und so weiter und so fort. Brüssel war in diesem Sinne ein Laboratorium für Islamisten und insbesondere für die Moslembruderschaft. Der Brüsseler Stadtverband und die belgischen Institutionen haben durch die Zusammenarbeit mit bestimmten islamistischen Vereinigungen und die Bereitstellung von Fördermitteln dazu beigetragen, daß diese auf europäischer Ebene normalisiert und legitimiert wurden. Dies erleichterte es ihnen anschließend, großzügige Zuschüsse von der Europäischen Union zu erhalten.“ (Fadila Maaroufi, als Tochter einer Berberfamilie in Brüssel geboren, Mitgründerin und Direktorin von Observatoire des Fondamentalismes)

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Die Begründung der EU-Sanktionen gegen Ungarn, man wolle das Land zwingen, „seine Antikorruptionsmaßnahmen im Rahmen des Rechtsstaatlichkeitsmechanismus zu vervollständigen“, wirkt angesichts einer wegen Bestechlichkeit inhaftierten Vizepräsidentin des europäischen Parlaments und des Ausmaßes von „Qatargate“ etwas bizarr.

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Symbolpolitik einmal anders: Laurent Wauquiez, führendes Mitglied der bürgerlichen Republikaner in Frankreich und Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, hat die „Esplanade François Mitterrand“ in Lyon (nach dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten aus den Reihen der Sozialisten) umbenennen lassen in „Cours Charlemagne“ (nach Karl dem Großen, Kaiser und König der Franken und Langobarden).

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Das Kölner Museum Ludwig sieht sich veranlaßt, Werke Picassos mit einem Warnhinweis zu versehen, der den Besucher darüber informiert, daß der Künstler als Vertreter des „Primitivismus“ mitverantwortlich war, den „exotisierenden Blick auf den Globalen Süden zu reproduzieren und dadurch das durch den Kolonialismus entstandene Machtungleichgewicht zu unterstreichen“. Merke: Es stört nicht, daß es sich im Fall Picasso um einen Frauenverächter und –nach heutigen Maßstäben – einen Pädophilen handelte und um einen Stalinisten, der „Guernica“ nur gegen 150.000 Francs an „Spesen“ zu malen bereit war, während seine Genossen mit dem Rücken zur Wand gegen den Faschismus kämpften, und um jemanden, dessen Werk Züge der Scharlatanerie trägt; was wirklich stört, ist seine kolonialistische Perspektive.

Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 20. Januar in der JF-Ausgabe 4/23.