© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/23 / 06. Januar 2023

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Jahreswechselzeit. Die Gedanken schweifen zurück, der Blick richtet sich nach vorn. Nachdenken über Irrungen und Wirrungen, Enttäuschungen und Hoffnungen, auch übers Älterwerden. Begleitend dazu lese ich in einer Gedichtsammlung von Hermann Hesse sowie erneut seinen erstmals 1927 erschienenen Roman „Der Steppenwolf“. Der in einem Existenzzwiespalt steckende Protagonist Harry Haller hat mich in seiner tiefen Zerrissenheit schon immer fasziniert. Der misanthropisch veranlagte Einzelgänger und Außenseiter, ein „Genie des Leidens“ an den Zeitumständen, fühlt sich fremd in der bürgerlichen Gesellschaft und unverstanden. Es ist die Lebenskrise eines Mannes „von annähernd fünfzig Jahren“, dessen Ende Hesse jedoch offenläßt. Der Literaturnobelpreisträger selbst starb betagt im Alter von 85 Jahren. Sein letztes von ihm geschriebenes Gedicht, die dritte Fassung am Vortag seines Todes, geht so: „Splittrig geknickter Ast,/ Hangend schon Jahr um Jahr,/ Trocken knarrt er im Wind sein Lied,/ Ohne Laub, ohne Rinde,/ Kahl, fahl, zu langen Lebens,/ Zu langen Sterbens müd./ Hart klingt und zäh sein Gesang,/ Klingt trotzig, klingt heimlich bang/ Noch einen Sommer,/ Noch einen Winter lang.“ Es war ihm nicht mehr vergönnt.

Runde Geburtstage von Otto Walkes bis Maria Callas

und Ausstellungen zu

Caspar David Friedrich.

Spruchweisheit: Die Kinder des Schusters gehen barfuß.

Vorausschau auf einige kulturelle Ereignisse dieses Jahres: Ihren jeweils 75. Geburtstag begehen Otto Walkes (22. Juli), der Künstler Gottfried Helnwein (8. Oktober) sowie der Schauspieler Gérard Depardieu (27. Dezember). Anläßlich ihres 100. Geburtstages gedenken wir des US-amerikanischen Pop-Art-Malers Roy Lichtenstein (27. Oktober), des Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot (12. November) sowie der Operndiva Maria Callas (2. Dezember). Im Kino brilliert zunächst ab dem 2. Februar Tom Hanks in der Tragikomödie „Ein Mann namens Otto“, einer Adaption des Bestsellers „Ein Mann namens Ove“ des schwedischen Autors Fredrik Backman. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Harrison Ford in der Rolle als Indiana Jones und mit Tom Cruise in der „Mission: Impossible“-Reihe. „Indiana Jones 5“ startet am 30. Juni und „Mission: Impossible 7“ am 14. Juli in den Kinos. Weitere Fortsetzungsfilme: „Fast & Furious 10“ (18. Mai), „The Equalizer 3“ (31. August) und „The Expandebles 4“ (21. September). Die Bayreuther Festspiele (25. Juli bis 2. August) warten mit einer „Parsifal“-Neuinszenierung in 3D auf. Das Museum Barberini in Potsdam zeigt vom 25. Februar bis zum 11. Juni die Ausstellung „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“. Die Schau versammelt rund 80 Werke von der Antike bis zur Gegenwart, darunter Gemälde von Peter Paul Rubens, William Turner und Caspar David Friedrich. Apropos: Letzterem widmet das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt im Vorgriff auf seinen erst 2024 anstehenden 250. Geburtstag ab dem 2. April für drei Monate die Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“. Die Hamburger Kunsthalle präsentiert dann ab dem 15. Dezember die Schau „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“.