© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/23 / 06. Januar 2023

Rückgabe archäologischer Funde
Gekommen um zu bleiben
Martina Meckelein

Vor wenigen Tagen war die Berliner Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung, Saraya Gomis (parteilos), nur den üblichen Verdächtigen der Betroffenheitsschickeria bekannt. Doch nach einem Interview im Berliner Tagesspiegel hat nun auch die breitere Öffentlichkeit Kenntnis von ihrer Existenz. Und das liegt an nur einer Forderung, die sie aufstellt. „Ich persönlich bin dafür, daß der Pergamonaltar und die Nofretete-Büste zurückgegeben werden“, sagte Gomis der Zeitung. „Aus einer Antidiskriminierungsperspektive muß man sagen: All die Kulturgüter aus anderen Weltregionen gehören nicht uns, sie sind unrechtmäßig hier.“ 

Doch weder die Büste noch der Altar sind unrechtmäßig hier. Echnatons schöne Frau entdeckte der Archäologe Ludwig Borchardt im Dezember 1912 in Tell el Amarna. Nach geltenden Gesetzen der Fundteilung wurde sie der deutschen Seite zugesprochen. Rettung in letzter Minute war die Bergung des Altars. Den benutzten nämlich die Einwohner als Steinbruch. Seine Fragmente wurden zusammengesetzt, dem Altar in Berlin ein Museum gebaut. Auch hier gilt der Vertrag zur Fundteilung.

Was Gomis nicht versteht: Es geht nicht um Aneignung, sondern um Sicherung dieses Weltkulturerbes. Und wem sollte man es zurückgeben? Die alten Ägypter sind tot, und was haben die Türken mit dem Pergamonaltar zu tun? Nofretete heißt: Die Schöne ist gekommen. Eben, nach Berlin und zwar um zu bleiben.