© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/22 - 01/23 / 23. Dezember 2022

GegenAufklärung
Kolumne

Da Warschau gern von deutscher Vergeßlichkeit spricht und in seinem Furor nun die EU einschalten will: Hat man an der Weichsel vergessen, wer stärkster Befürworter der Ost-Erweiterung war? Wer seit Jahrzehnten in die Töpfe einzahlt, aus denen die Milliarden nach Polen fließen?“ (Berthold Kohler in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6. Dezember)

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Das Bezirksgericht der Stadt Osaka hat in der vergangenen Woche erklärt, daß die Haltung der japanischen Regierung zur gleichgeschlechtlichen Ehe nicht verfassungswidrig ist. Mit der Entscheidung wurde die Klage dreier homosexueller Paare aus der Region Kansai abgewiesen, die von der japanischen Regierung eine finanzielle Entschädigung für ihr angeblich verfassungswidriges Handeln verlangt hatten. Da die Verfassung des Landes die Ehe aber ausdrücklich als „einvernehmliche Verbindung zwischen den Geschlechtern“ definiert, nicht fragwürdig scheint, was ein Geschlecht ist, und die Regierung keine Absicht hat, einen Gesetzesentwurf zur Änderung einzubringen, sahen die Richter eine solche Forderung als unbegründet an. Japan wird also der einzige G7-Staat bleiben, der die sogenannte Homosexuellenehe ablehnt.

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Bedrohte Arten: Bücherwurm, Leseratte.

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Nach dem Bekanntwerden des Bestechungsskandals im Europäischen Parlament erinnerte ich mich an ein Gespräch mit einem britischen Brexiteer kurz vor dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU. Auf meine Frage, was ihn zu seiner Entscheidung bewogen habe, meinte der Mann, ihm sei eine kleine korrupte Bande vor seiner Haustür in Westminster lieber als eine große korrupte Bande weit weg auf dem Kontinent in Brüssel.

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Der sudanesische Autor Abdelaziz Baraka Sakin hat einen neuen Roman unter dem Titel „La Princesse de Zanzibar“(„Die Prinzessin von Sansibar“) veröffentlicht. Schauplatz ist der afrikanische Archipel während der Zeit, in der dessen Beherrschung durch die Araber von den europäischen Kolonialmächten bedroht wurde. Über den letzten Sultan Sansibars schreibt Baraka Sakin: „Im Laufe seines Lebens, dessen Dauer nicht mit Sicherheit eingegrenzt werden kann, tötete er 883 Afrikaner, 7 omanische Araber und 20 Jemeniten. [...] Er verkaufte 2.779.670 Sklaven, Männer, Frauen und Kinder. Er kopulierte mit 300 Sklaven [...]“. Das Urteil des Schriftstellers in bezug auf die Unterdrückung der Schwarzen lautet, daß „die Kolonialisierung Afrikas durch die Araber schlimmer war als die der Europäer, weil sie die Männer kastrierten“. Der französische Afrikanist Bernard Lugan fügte ergänzend hinzu, daß man im Westen notorisch die Bedeutung des muslimischen Sklavismus unterschätze. Das gelte sowohl für die zeitliche Dauer – von 650 bis in die 1920er Jahre – wie für den quantitativen Umfang, da zwischen 15 und 20 Millionen Menschen betroffen waren. Das festzustellen heiße nicht, die Bedeutung der europäischen Sklaverei zu leugnen, aber es gelte doch zweierlei festzuhalten: „alle Gesellschaften der Welt [waren] Sklavenhalter“, doch „Die einzigen, die die Sklaverei abgeschafft haben, sind die Weißen“, und nur in ihren Überseegebieten hätten sie die Abschaffung erzwingen können. „Keine asiatische, afrikanische oder amerikanische Gesellschaft hat die Sklaverei abgeschafft“.

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Das Kernproblem mit dem deutschen Fachkräftemangel ist, daß er schon auf Kabinettsebene beginnt.

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„Die Bibel sagt, daß ‘das Gericht anheben werde am Hause Gottes’; und in der Tat glaube ich, daß diese Kirche in weiten Bereichen durch ganz andere Interessen engagiert ist als durch die Hirtenleidenschaft, die Sicheren zu erschüttern, die Satten zu ernüchtern und die Verzweifelten zu trösten. Ich will nicht aufzählen, mit was allem sie befaßt ist außer dem Einen, daß sie eine Kirche des Wortes zu sein und das Lichte des Vaterhauses über der Fremde zu entzünden hätte.“ (Helmut Thielicke, Evangelischer Theologe, 1961)

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Der ehemalige Navy SEAL Chris Beck erregte 2013 mit einem Interview und dann mit der Veröffentlichung eines Buches – „Warrior Princess“ („Kriegerprinzessin“) großes Aufsehen innerhalb wie außerhalb der USA, als er sich als Transgender „outete“ und erklärte, sein Leben zukünftig als „Kristin“ fortsetzen zu wollen. Nicht ganz so stark war die Resonanz auf eine unlängst ausgestrahlte Sendung, in der Beck erklärte, durch Propaganda zur Geschlechtsumwandlung verführt worden zu sein und sich bedauerlicherweise der „Sekte“ der Transgender-Bewegung zur Verfügung gestellt zu haben. Er wolle, fügte er hinzu, die Prozedur nach Möglichkeit wieder rückgängig machen und warnte vor den medizinischen Folgen derartiger Eingriffe und vor der verharmlosenden Darstellung des Themas in den Medien und nicht zuletzt im pädagogischen Bereich.

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Angesichts der Begeisterung, mit der die WM-Erfolge der marokkanischen Mannschaft als solche Afrikas gefeiert wurden, muß man den Triumph Argentiniens im Finale gegen Frankreich wohl als Revanche Europas werten.


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am

6. Januar in der JF-Ausgabe 2/23.