© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/22 / 21. Oktober 2022

Den Ukraine-Krieg mit Lenin und Luxemburg gedeutet
Westliche Produktion sabotieren
(ob)

Der radikalen Linken, behauptet einer der ihren, der Journalist Peer Heinelt, falle die Einordnung des Ukraine-Kriegs  auch deshalb so schwer, weil sie sich von zentralen Begriffen der Kapitalismuskritik verabschiedet habe (Konkret, 8/2022). Dazu gehöre „Imperialismus“ – nicht als polemische Zuschreibung, wie ihn bürgerliche Medien gegen Rußland verwenden, sondern als von Lenin und Rosa Luxemburg einst virtuos gehandhabte analytische Kategorie. Sie erhelle, daß das Kiewer Oligarchen-Regime gegen das Moskauer keinen Freiheitskampf zur Verteidigung „westlicher Werte“ führe, sondern der geopolitische Schlüsselstaat Ukraine ein „Schlachtfeld imperialistischer Staaten ist“. Auch der auf „Zersetzung“ der jeweils anderen Seite gerichtete Propagandakrieg folge üblichen imperialistischen Mustern. Rußland ahme nur die „gängige Praxis der US-Politik seit 1945“ nach, die sich seit 2004 in der Ukraine fortsetzt, um das Land gegen Rußland in Stellung zu bringen. Der imperialistische Kapitalismus gehorche damit weiterhin dem ihm von Lenin und Luxemburg  attestierten systemimmanenten Zwang, seine Profitjagd auf immer neue Länder so lange ausdehnen zu müssen, „bis die Erde unbewohnbar geworden ist“. Eine ohnmächtige Linke könnte diese Einsicht immerhin noch zur Sabotage westlicher Produktionsbereiche ermuntern. 


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