© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/22 / 07. Oktober 2022

Aufgeschnappt
Beleidigende und schädliche „Nature“
Matthias Bäkermann

Die wöchentlich erscheinende Zeitschrift Nature gehört neben dem US-Periodikum Science zu den weltweit etabliertesten Wissenschaftsmagazinen. Doch jetzt, in der Ausgabe vom 29. September, wirft sich die Londoner Redaktion mit ihrem Leitartikel in eigener Sache sprichwörtlich in den Staub: „Wir haben (...) zu Voreingenommenheit, Ausgrenzung und Diskriminierung in Forschung und Gesellschaft beigetragen. Einige unserer Artikel waren beleidigend und schädlich, ein Vermächtnis, das wir jetzt mit überfälligen Anstrengungen untersuchen und aufdecken“, bekennen die Wissenschaftsjournalisten reuig. Dabei entschuldigen sie sich in fast stalinistisch anmutender Art („zu unserer Schande“) für „verletzende“ Artikel besonders zu Evolution, Anthropologie und Ethnographie, die die Archive ihrer 150jährigen Geschichte offenbaren – „häufig von Männern in patriachalischer Absicht geschrieben“. Aber auch in jüngster Zeit habe ihr „problematisches Sprachrohr für sehr privilegierte Kreise“ – gemeint sind Wissenschaftler – leider „anstößige oder destruktive“ Artikel veröffentlicht. Verantwortlich für all den damit „systemisch verschlimmerten“ Sexismus und Rassismus sei auch „die mangelnde Diversität unter unseren Redakteuren“ gewesen.