Im vorigen Jahr haben sich der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes und die Musiker des Mahler Chamber Orchestra Mozarts Momentum des Jahres 1785 gestellt (JF 36/21). Nun endlich folgt als Geschwister eine Zusammenschau von Kompositionen aus dem Jahr darauf, dem „Figaro“-Jahr.
Die Klavierkonzerte Nr. 23 und 24 umschließen das Rondo für Klavier in D-Dur KV 485, das zweite Klavierquartett in Es-Dur KV493, gleich nach dem „Figaro“ komponiert, das dritte Klaviertrio in B-Dur KV 502, das die Prager Symphonie vorwegnimmt, sowie die ganz erstaunliche Szene mit Rondo „Ch’io mi scordi di te?“ – „Non temer, amato bene“ für Sopran, obligatem Klavier und Orchester KV 505. Mozart hat sie „für Mlle Storace und mich“ komponiert. Die Sopranistin Christiane Karg fügt sie mit instrumental rein geführter Stimme in das Programm der CD ein. Und das Spiel aller, einschließlich der Instrumentalisten Matthew Truscott (Violine), Joel Hunter (Viola) und Frank-Michael Guthmann (Cello), fügt die unterschiedlichen Gattungen zu Sätzen einer einzigen Metagattung. Sie spielen mit Selbstverständlichkeit, aber ohne Routine, kontrolliert, aber ohne Kontrollzwang. Allenfalls vermißt der Hörer ein Gran Übermut und Überraschung. Sie erhellen auch noch die dunklen Abgründe des Mozartschen Komponierens, ohne in diese hoffnungslos hineinzustürzen.
Mozart habe nie versäumt, schreibt Andrew Mellor im Beiheft, „seinen Zuhörern ein wenig mehr zu geben, als sie zu wollen glaubten“. Das gilt für Andsnes und die Seinen erst recht.
Mozart Momentum 1786 Sony Classical 2022 www.leifoveandsnes.com sonyclassical.de