© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/22 / 13. Mai 2022

Haltungsnote
Zäher Kampf
Curd-Torsten Weick

Shaima Wafa steuert gekonnt ihren Toyota durch die westafghanische Metropole Herat, die zweitgrößte Stadt des Landes. Gegenüber einem AFP-Team schüttet sie ihr Herz aus. „Ich muß in der Lage sein, meine Familie in meinem Auto zum Arzt zu bringen, ohne darauf warten zu müssen, daß mein Bruder oder mein Mann nach Hause kommt“, erklärt sie. Sie habe einem Taliban „persönlich gesagt“, daß es für sie bequemer sei, in ihrem Auto zu fahren, um zu einem örtlichen Markt zu kommen, als neben einem Taxifahrer zu sitzen. Grund für ihren Unmut ist die Forderung der Gotteskämpfer an Fahrlehrer, keine Führerscheine mehr an Frauen auszustellen.

Adila Adeel, 29jährige Fahrlehrerin, unterstreicht gegenüber AFP, daß die Taliban sicherstellen wollen, daß die nächste Generation nicht die gleichen Chancen wie ihre Mütter habe. Der Leiter der Abteilung für Information und Kultur in der Provinz Herat, Naim al-Haq Haqqani, wusch dagegen seine Hände in Unschuld. Es sei keine offizielle Anordnung erteilt worden. Kein Wunder, verzichten doch die Taliban laut AFP weitgehend darauf, nationale, schriftliche Erlasse zu erlassen. Stattdessen überließen sie den lokalen Behörden, ihre eigenen Erlasse zu verkünden – „manchmal auch mündlich“.