So sehen zufriedene Bauern aus: Mark Vande Hei, Shane Kimbrough, Akihiko Hoshide und Megan McArthur recken stolz Chilischoten in die Kamera. Das Besondere an der Ernte ist aber nicht das Produkt oder multikulturelle Erzeugerschar, sondern der Wachstumsort: das Weltall, genauer gesagt an Bord der Raumstation ISS. Seit 2018 verfügt diese über eine Wachstumskammer, ausgestattet mit Kameras und mehr als 180 Sensoren. Diese stand im Mittelpunkt des „Plant Habit 04“-Projekts, der Züchtung von Chilischoten in der Schwerelosigkeit. Zuvor waren 48 desinfizierte Chilisamen zur Raumstation geschickt und dort ausgesät worden. Nach der Keimung wurden die Pflanzen aussortiert; vier durften weiterwachsen, bis Nasa-Astronaut Vande Hei nach 137 Tagen einige der 26 Chilischoten ernten durfe. Nach der Verkostung steht fest: Die ISS-Chilis sind besonders scharf, so Matt Romeyn vom Kennedy Space Center in Florida.
„Versorgungsideen für zukünftige Missionen, wenn Menschen den Mond und den Mars erforschen.“
„Alles deutet darauf hin, daß einige der Früchte etwas schärfer waren, was angesichts der unbekannten Auswirkungen der Mikrogravitation auf den Capsaicin-Gehalt von Paprika nicht unerwartet ist.“ Ein weiterer Unterschied zum Erdwachstum ist die Verlängerung um zwei Wochen: „Wir vermuten, daß dies auf eine Verzögerung der Keimung zurückzuführen ist, die wahrscheinlich mit den Flüssigkeitsschwankungen in der Mikrogravitation zusammenhängt“, so Romeyn. Das gelungene Experiment macht den ISS-Leuten und dem Bodenteam Mut zu weiteren Erprobungen mit eßbaren Pflanzen. Geplant ist der Anbau von Zwergtomaten und Blattgemüse. Ziel sei „eine tragfähige und nachhaltige Pflanzenproduktion“. Allerdings geht es bei den ISS-Forschungen zunächst um die Versorgung „zukünftiger Missionen, wenn Menschen den Mond und den Mars erforschen“. Bleibt nur zu hoffen, daß die Weltraumforschung kein Opfer des neuen Kalten Kriegs zwischen dem Westen und Rußland wird.