© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/22 / 21. Januar 2022

Potsdamer Konferenz: Frühe Weichenstellung für den Mauerfall
Diabolisches Junktim
(ob)

In Siegfried Prokops Autobiographie „Betrogen von der Wende“ (2020) vermittle ein prominenter „SED-Propagandist im Historikergewand“ ein peinlich lückenhaftes Bild seiner akademischen Karriere, wie ihm der DDR-Experte Ilko-Sascha Kowalczuk in einer vernichtenden Rezension vorwirft. Über die Rolle, die der seit 1983 an der HU Berlin „Zeitgeschichte der DDR“ lehrende Prokop als Reisekader, Stasi-Zuträger, FDJ- und SED-Funktionär spielte, finden sich darin kaum Andeutungen. Und nichts verrate er über die Gutachten Hans-Ulrich Wehlers und Heinrich August Winklers von 1992 über seine wissenschaftlich wertlosen Arbeiten. Ungeachtet dieses üblen Leumunds taucht Prokop immer wieder als nie ermüdender Apologet des SED-Regimes in wissenschaftlichen Kontroversen auf. So verfocht er jüngst die These, die DDR sei 1989 an den Spätfolgen eines „diabolischen Junktims“ kollabiert, das die USA Stalin auf der Potsdamer Konferenz aufgenötigt hätten (Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 3-2021). Weil im geteilten Reparationsgebiet Mitteldeutschland länger, bis 1954, und brutaler von den Sowjets ausgeplündert wurde als die schon 1948 von Reparationslasten befreiten drei Westzonen, habe die DDR den wirtschaftlichen Rückstand nie wieder aufholen können. 


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