© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Kabinenklatsch
Linke Trikotwerbung
Ronald Berthold

Können Sie sich noch an Tennis Borussia erinnern? Jahrzehntelang war das West-Berlins zweiter Fußballklub hinter Hertha BSC. In den Siebzigern spielte TeBe sogar zwei Mal eine Saison in der Bundesliga. Nach einer Phase der Erfolglosigkeit haben sich die Charlottenburger nun in der Regionalliga etabliert.

Das wäre nicht der Erwähnung wert. Warum sollte ich über einen mittelmäßigen Viertligisten schreiben? Der einstige Klub der Reichen, für den sich Hans Rosenthal und Jack White – der unter seinem bürgerlichen Namen Horst Nußbaum sogar ein Bundesligaspiel für die „Veilchen“ absolvierte – begeisterten, macht heute einen auf Antifa. Auch das wäre nicht der Erwähnung wert – ist ja schließlich auch im Fußball modern und woke. Nur: Für Tennis Borussia hat der Nordostdeutsche Fußballverband nun seine Spielordnung geändert. Bisher war politische Werbung auf den Trikots verboten. Daher hatte der NOFV den Antrag abgelehnt, daß TeBe mit dem von der linken Amadeu-Antonio-Stiftung initiierten „Cura“-Hilfsfonds auf der Brust aufläuft. Dieser hilft tatsächlichen und vermeintlichen Opfern „rechter Gewalt“ noch bevor es ein Gerichtsurteil gibt. Natürlich hat die Ablehnung die richtigen Leute empört, so daß politische Schriftzüge ab sofort erlaubt sind. Aber nur dann, wenn die Werbung, „rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen sowie anderen homophoben, diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen“ entgegenwirke. Alles andere bleibt verboten. Gottseidank für den NOFV wird es keinen Klub geben, der den Mut hat, einen Hilfsfonds für Opfer linker Gewalt zu bewerben. Der Verband käme dann ganz schön in die Bredouille.