© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Leserbriefe

Zum Schwerpunkkthema: „Wer führt Frankreich?“, JF 50/21

Deutschland im Wintermärchen

Éric Zemmour hat meine Hochachtung. Welch deutscher Politiker würde solch eine Rede, auf Deutschland bezogen, halten? Wer das wagte, würde zerrissen, der politische Werdegang wäre sofort beendet.

Harry Springstubbe, Schotten






Zu: „Irrsinn auf beiden Seiten“ von Dieter Stein, JF 50/21

Eine heikle Frage der Statik

Brücken zu bauen empfiehlt sich nur, wenn auf der anderen Seite keine Leute lauern, die einem an den Kragen wollen. Aber Linke und Grüne trachten erklärtermaßen danach, Volk und Staat zum Einsturz zu bringen – mit Hilfe der Antifa, die eine Art „verbeamtete RAF“ ist, wie Karlheinz Weißmann in seiner „GegenAufklärung in derselben JF-Ausgabe zugespitzt formuliert. Daher kann es hier auf Sieg oder Niederlage hinauslaufen. Darüber sollte man sich keinen Illusionen hingeben.

Volker Wittmann, Philippsburg



Ohne Framing ergebnisoffen diskutieren

Wenn ich so salopp sein darf: Welchen Virus haben Sie sich denn eingefangen? Oder ist Ihr Untertitel „Dezembergedanken“ Motto und Programm? Sie schreiben: „Kommen wir ins Gespräch.“ Ja liebend gern – aber das wollen „wir“ doch von Anfang an, „nur“ die anderen sind nicht bereit zu diesen „vernünftigen“ Gesprächen als Voraussetzung zu einem vernünftigen Zusammenleben. Denn das hieße ja, ergebnisoffen Gespräche zu führen unter Einbeziehung aller vorhanden Informationsquellen, also auch ohne vorgegebenes und aufgedrücktes Framing. Denn wer sich auf ein solches Framing einläßt, der hat schon verloren. Daß die „verbale Abrüstung“ zu heilen vermag, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Natürlich, wer wünscht ihn sich nicht, den erlösenden Brückenschlag, aber der ist „nur“ das Ziel, der Weg dorthin ist die Arbeit und das Leben, und darum geht es! Die Idee, aufeinander zuzugehen, ist ja gerade auch nicht der „Brüller“. Wir wissen doch alle, wie es gehen könnte, das ist nicht das Problem, das Problem ist die Unbekannte der Widerstände, der Hindernisse, die die Umsetzung all dieser guten Ideen blockieren und verhindern. 

Ich wünsche mir nicht, demnächst auch in „Ihrer“ Zeitung die Rubrik zu lesen: „Und hier die gute Nachricht“. Sie wollen doch hoffentlich nicht aus der JUNGEN FREIHEIT eine therapeutische Symptom-Heilungs-Zeitung machen? Dann müßten Sie auch schnell den Namen ändern, alles andere wäre Etikettenschwindel.

Heinz Petry, Waldböckelheim






Zu: „Agitation und Propaganda“ von Björn Harms, JF 50/21

Die Fördergelder zurückfordern

Die genannten Fakten zur Entstehung der Ergebnisse der genannten „Studie“ sprechen Bände über den Fortschritt der intellektuellen Verwahrlosung dieser Republik: die „Antidiskriminierungsstelle des Bundes“ hat anscheinend nicht die Details der Planung dieses Antrags geprüft. Wer von vornherein sich festlegt auf eine Theorie, deren Grundlage als solche bereits Zweifel herausfordert, kann eben lediglich das bestätigen, was vor rund 50 Jahren in Versuchen mit Ratten exakt festgestellt wurde, daß diese Tiere signifikant häufig die Wege nehmen, die die Versuchsleitung wünscht. Fachliche Qualifikation als Grundlage für qualifizierte Forschung zu menschlichem Verhalten wird anscheinend nicht mehr vorausgesetzt im Hochschulbetrieb. Hypothesenentwicklung, daraus abgeleiteter Untersuchungsplan bezüglich welcher Variablen, Zusammensetzung der Experimental- und parallelisierten Kontrollgruppe, Trennschärfe der Fragen/Items, Art der Datenerhebung und Kontrolle u.ä. scheinen Fremdwörter geworden zu sein. Der Gipfel der intellektuellen Verwahrlosung ist in diesem Fall erreicht, wenn die offiziellen Bundes-Antidiskriminierer diesen Hohn auf die Wissenschaft auch noch mit Steuergeld belohnen statt es zurückzufordern.

Dipl.-Psych. Gustav J. Brudy, Stockstadt am Rhein






Zu: „Wo das Positive bleibt“ von Dieter Stein, JF 49/21

Nicht aufgeben, jetzt erst recht!

Diese Kolumne hat mich sehr berührt, sie geht mir nicht aus dem Kopf. Dieter Stein berichtet über einen langjährigen Abonnenten, der schweren Herzens die JF nicht mehr weiterlesen möchte. Grund ist nicht die Einstellung der Zeitung, sondern eine „Mischung aus Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit“, auch bezüglich der „verschärften Corona-Straf- und-Schikane-Maßnahmen“. Das stimmt mich sehr nachdenklich und traurig – vor allem, weil einige meiner Freunde ähnlich denken. Diese „Lähmung“ spielt doch dem politischen Gegner in die Hände. Daher appelliere ich: Nicht aufgeben, dagegenhalten, jetzt erst recht! In diesen schweren Zeiten heißt es standhaft bleiben, sich nicht „mundtot“ machen zu lassen. Das bedeutet auch, debattenmutige Zeitungen und Buchautoren noch stärker zu unterstützen. Vorbild sind für mich da die Patrioten von 1832, die (wie auch meine Vorfahren) auf dem Hambacher Schloß für die Presse- und Meinungsfreiheit demonstrierten, dafür verfolgt und bestraft wurden (so wie einer der Hambacher Hauptinitiatoren, der Journalist Dr. Siebenpfeiffer). Eine Parallele zu heute. Mich erinnert das an die noch immer erfrischenden Ratschläge des Liedermachers und Freigeistes Reinhard Mey in seinem Song „Sei wachsam“, wo es unter anderem heißt: „Paß auf, daß du deine Freiheit nutzt. Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt“!

Peter Hain, Bad Dürkheim




Wahrheitsgetreuer Journalismus

Lassen Sie sich nicht erpressen! Der Verlust jedes Abonnenten ist bedauerlich, darf aber nicht zu einer unbedachten Mea-culpa-Reaktion führen. Wenn Ihr Leser seine Welt in der JF nicht richtig abgebildet sieht, soll er doch Die Gartenlaube lesen. Wir leben nicht mehr im Biedermeier, und es gibt genug Gazetten, die unsere Zeit auf infame Art schönreden. Nicht nur die „Geschichte erzählen, wie sie war“, sondern die Zeit beschreiben, wie sie ist, ist journalistische Aufgabe. Es hat doch keinen Zweck, sich in die Gartenlaube zu flüchten, während es ringsum drunter und drüber geht. Darüber wahrheitsgemäß zu berichten, hat die JF sich zum Ziel gesetzt. Davon sollten Sie nicht abweichen.

Helge Borgmann, Hamburg






Zu: „Verhärtete Fronten“ von Dieter Stein, JF 48/21

Jede Kritik in die rechte Ecke gestellt

Nach dem jüngsten Leitartikel von Fritz Söllner („Voller beißender Widersprüche“, JF 47/21) wird nun hier die Dichotomie beklagt. Aus meiner Sicht scheint es in Deutschland zur Zeit nur zwei Personengruppen zu geben: Geimpfte und Nichtgeimpfte. Gesunde existieren nicht mehr. Und die Leitmedien tun alles dafür, um beide gegeneinander aufzuhetzen. Zudem werden tagtäglich möglichst hohe Infektionszahlen veröffentlicht, zum Teil aus aller Welt, um die Angst in der Bevölkerung weiter aufrechtzuerhalten. Kritische Stimmen werden in die rechte Ecke gestellt, lächerlich gemacht oder einfach ignoriert. Wieder einmal wird das Argument der Solidarität benutzt. Wenn wir den klassischen Impfgedanken zum Maßstab machen, dann müßten die Geimpften immun sein. Also fällt diese Aussage in sich zusammen. Vielleicht ist es auch die Pharmaindustrie, die intensive finanzielle Interessen verfolgt. Das würde allerdings schon in den Bereich der Verschwörungstheorie fallen. Oder es muß sich um ein medizinisches Wunder handeln: Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte kann man als Nichtgeimpfter eine Krankheit, die man – zumindest als Negativ-Getesteter – gar nicht hat, an jemanden übertragen, der dagegen geimpft ist. Da muß die Panik ja weitergehen.

Horst Wirthmann, Rimpar




Peking orchestriert Pandemiepolitik

Anders als es auf Ihrer Titelseite heißt, dürfte es keine „Minderheit“ sein, deren Impfskepsis auf ernsten medizinischen Bedenken gründet. Nach einer Metastudie des von der Pharmaindustrie unabhängigen Professors John Ioannidis (Stanford University) liegt die Sterblichkeitsrate bei Infizierten (IFR) im korrigierten Mittel bei etwa 0,2 Prozent. Damit liegt sie auf Höhe einer saisonalen Grippe. Die eigentliche Belastung dieser Propagandapandemie liegt leider in der teilweisen Übernahme des Lockdowns der Provinz Wuhan der kommunistischen Diktatur China durch den Westen. Entsprechend läßt sich hier eine Abwandlung des chinesischen sozialen Bonussystems beobachten: Die Geimpften und alle Folgsamen sind brav und bekommen deshalb einige Freiheiten zurück. Die Ungeimpften und Kritiker werden mit Haß und Hetze verfolgt und ihrer freiheitlichen Grundrechte beraubt. Die Umwandlung unserer freiheitlichen Demokratie in einen autoritären Zwangsstaat scheint fast politisch gewollt. Die Frage, wie sinnvoll Widerstand geleistet werden kann, ist wichtig und ungelöst.

Peter Mai, Kronshagen




Scheinheilig: genetisch verändertes Grün

Worüber macht man gerne Witze? Über das, was ängstigt. Gefährlich wird es, wenn er oder sie diese Gefühle zur Basis journalistischer Texte macht. Wenn es um das Thema Impfen geht, drehen auch Journalisten schnell am Rad. Das ist nicht erst seit Corona so. Viele Zeitungsarchive sind seit Jahren voll mit Artikeln zum Thema Impfgegner. Die meisten beziehen sich auf die Masernimpfungen. Aber: Es gibt keine Belege dafür, daß die Zahl der Impfgegner wirklich zunimmt. Im Gegenteil. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung fragt seit 2012 alle zwei Jahre Einstellungen zum Infektionsschutz ab. Nach der aktuell vorliegenden Studie ist die Gruppe derjenigen, die Impfungen uneingeschränkt befürwortet, immer größer geworden, und nur noch zwei Prozent lehnen Impfungen strikt ab. Schade, daß Politiker wie etwa Markus Söder solche Studien nicht lesen. Stattdessen werden Impfskeptiker pauschal dämonisiert. Die Skepsis vieler Bürger gegenüber dem auf einem neuartigen, auf Gentechnik basierenden Impfverfahren gegen Covid-19 ist auch Ausdruck einer wachsenden Öko-Esoterik, Naturverklärung und Technikfeindlichkeit in Gesundheitsfragen. Obwohl die Grünen seit Jahren einen fundamentalen Feldzug gegen die Gentechnik führen, gerieren ausgerechnet sie sich in der aktuellen Impfdebatte als Moralapostel. Mehr Scheinheiligkeit geht nicht. Mit ihren Kampagnen gegen die Gentechnik haben die Grünen viele Menschen verunsichert, die Impfungen nicht grundsätzlich ablehnen, aber diesem neuartigen Verfahren skeptisch gegenüberstehen. Warum arbeiten sich so viele Politiker sowie weite Teile der Medien ausgerechnet an Impfgegnern ab? Was macht ihnen solche Angst? Die Küchenpsychologie legt nahe, daß man sich immer gegen das besonders stark abgrenzen muß, was einem nahe ist.

Alfred Kastner, Weiden






Zum Schwerpunktthema: „Und was nun, Herr Scholz?“, JF 49/21

Todesmutig mit Hildegard Knef

Die Frage der JF-Titelseite läßt sich nach der Analyse von Michael Paulwitz („Die Ampel steht auf Rot“) wie folgt beantworten: daß wir ab sofort in Gedenken an Hildegard Knef gemeinsam singen: „Von da an ging’s bergab!“

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen




Demontage, koste es, was es wolle

Ihr Leitartikel „Ziel ist der grüne Staat“ von Paul Rosen ist treffsicher, endlich einmal Klartext! Vor allem im Hinblick auf die ins Werk gesetzte weitere Deindustrialisierung Deutschlands mit dem angestrebten Verbot fossiler Brennstoffe drängt sich fast der Eindruck auf, als habe man sich bei der Regierungsbildung Saboteure berufen mit der Aufgabe: Beschleunigung der Demontage der Bundesrepublik, koste es, was es wolle. Moralisch schwach, aber stark genug, uns Bürgern das Leben gründlich zu verteuern und den Grad der Gängelung weiter zu erhöhen.

Dipl.-Ing. Jürgen Werner, Telgte






Zu: „Otto Normalverbraucher mußte hungern“ von Karlheinz Weißmann, JF 47/21

Dank Donecker in Karlsruhe überlebt

Dieser treffliche Bericht über jene Zeit damals ab 1945 wühlt in mir gute und miese Erinnerungen auf, die ich bereits für meine Nachkommen in einer Familienchronik aufgeschrieben habe. Damals besuchte ich in Eiersheim die Volksschule, wo der Lehrer, NSDAP-Bonze Herr Häfner aus Mannheim, noch kurz vor dem Einmarsch der Allierten jede Menge Geld für den Endsieg sammelte – danach diente er sich sofort den Besatzern an und denunzierte vor der Dorfbevölkerung und den Besatzern meinen Vater, der dann schon bald von den Amerikanern festgenommen wurde. Die ersten zwei Tage der Haft waren wasser- und brotlos. Als er schließlich befragt wurde, sollte er auch angeben, ob er einen Juden kenne. Nebenan von uns in der Schumannstraße in Karlsruhe hatte bis zu unserer überstürzten Abreise der Jude Herr Donecker gewohnt. Das gab er an. Die Wirkung dieser Angabe war überwältigend: Er bekam sofort Speisen und Getränke. Donecker hatte, wie sich herausstellte, auch den US-Bombenangriff auf Karlsruhe heil überstanden. Er bestätigte die Anständigkeit meines Vaters. So kam er nicht in das Vergeltungslager nach Landsberg, im Gegensatz zum 77jährigen Bürgermeister aus Eiersheim, der binnen einer Woche zurückkehrte – in Form einer fürchterlich zerschlagenen entstellten Leiche.

Armin Garstka, Karlsruhe