© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Blick in die Medien
Wer wird Hoflieferant?
Florian Werner

Meanwhile in Britain: Während hierzulande über drohende Volksaufstände und den pandemischen Ausnahmezustand gestritten wird, debattiert man jenseits des Ärmelkanals über die Ausstrahlung des traditionellen Weihnachtskonzerts in Westminster Abbey.

Dieses soll nach dem Willen der königlichen Familie nicht mehr von der BBC, sondern vom Konkurrenzsender ITV übertragen werden. Die Entscheidung ist eine kleine Sensation. Der Hofsender des britischen Adels ist nämlich der öffentlich-rechtliche Rundfunk und nicht das Privatfernsehen.

Die Vergabe der TV-Lizenzen vertieft den Graben, der sich immer offensichtlicher zwischen dem Königshaus und der BBC auftut. Erst kürzlich strahlte die von rechtskonservativen Konkurrenzangeboten unter Druck geratene Rundfunkanstalt eine Dokumentation unter dem Titel „Die Prinzen und die Presse“ aus. Thema war das schlechte Verhältnis zwischen Prinz Harry und Thronfolger William.

Die Krone muß sich angesichts des Zeitgeistes klug und medial breit aufstellen.

Das Königshaus reagierte brüskiert auf die unerlaubten Einblicke. In einer Erklärung warfen Königin Elisabeth II., Kronprinz Charles und Thronfolger William der BBC vor, „überzogene und unbegründete Behauptungen aus ungenannten Quellen als Tatsachen“ darzustellen.

Das Statement ist eine Kampfansage. Der britische Hochadel kann sich keine Blöße mehr leisten. Prinz Harry und seine Frau Meghan machen der Monarchie schon genug zu schaffen, indem sie sich über Rassismus in der Verwandtschaft beschweren und mit spendablen US-Medien kooperieren. Zuletzt hatte die Amerikanerin einen Rechtsstreit mit der britischen Boulevardzeitung The Daily Mail für sich entschieden, die traditionell eher royalistisch eingestellt ist.

Der Sendeauftrag für ITV kann also auch als königliche Parteinahme für die Privatmedien in Großbritannien verstanden werden. Die Krone erfreut sich unter Elisabeth II. zwar einer ungebrochenen Beliebtheit, wird aber vom Zeitgeist, der auch die BBC „woker“ werden läßt, immer offener in Frage gestellt. Damit es für die Monarchie ein Leben nach der Queen gibt, muß sie sich klug in der britischen Medienlandschaft aufstellen.