© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

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Westlicher Boykott gegen Pekings Winterspiele 

PEKING. Die Olympischen Winterspiele, die vom 4. bis 20. Februar in Peking stattfinden, geraten zunehmend in den Sog der Politik. Die USA, Kanada, Großbritannien und Australien haben wegen Menschenrechtsverletzungen in China einen diplomatischen Boykott beschlossen. Die Pekinger KP-Führung sieht darin eine „unverhohlene politische Provokation“. Die US-Regierung setze „die Menschenrechte aus politischen Motiven als Waffe ein und nutze diese Problematik, um Zwietracht zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen in China zu säen“. In den USA selbst mehren sich Stimmen demokratischer und republikanischer Abgeordneter, die Winterspiele ganz zu boykottieren. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte im Juli das Wort „together“ in das olympische Motto aufgenommen, das nunmehr „Faster, Higher, Stronger – Together“ lautet. Deutschland hat bislang noch keine Entscheidung getroffen, ob eine deutsche Delegation nach China reisen wird. Für den menschenrechtspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Michael Brand, ist ein diplomatischer Boykott „das Mindeste, was Deutschland gemeinsam mit anderen in Europa tun kann“. Es dürfe „keinen Ausverkauf von Menschenrechten gegenüber einem großen Markt geben, denn das würde den Ausverkauf der eigenen Werte gegenüber einem immer aggressiveren und brutaleren Regime bedeuten“, so der CDU-Politiker im Tagesspiegel. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zögert mit einem deutschen Alleingang. Nötig sei eine „gemeinsame Antwort“ der EU, so die Grünen-Politikerin. Der Chef des Olympischen Komitees der Republik Moldau, Nicolae Juravschi, „entschiede gegen die Politisierung des Sports“. Vielmehr hätten „die Vorbereitungen und die internationalen Testwettbewerbe bei allen einen tiefen Eindruck hinterlassen“, sagte Juravschi gegenüber der chinesischen Botschaft in Kischinau (Chișinău). Sein kleines Land werde eine 15köpfige Sportdelegation entsenden. Kritik kam auch vom US-Völkerrechtler Alfred-Maurice de Zayas. „Wir Amerikaner sind so sehr darauf aus, alles zu ‘bewaffnen’, daß wir Demokratie, Menschenrechte und jetzt auch noch den Sport ruinieren“, schrieb er auf seinem Twitter-Konto. (häm)

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