© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Grüße aus … Rom
Zerrbild mit Zertifikat
Paola Bernardi

Am 8. Dezember, Tag von Mariä Unbefleckter Empfängnis, vertraut der Papst der Madonna den Schutz der Ewigen Stadt an. Der Papst legte ein Blumengebinde vor der Marienstatue auf der Piazza di Espagna nieder. Letztes Jahr war die Zeremonie wegen der Corona-Maßnahmen ausgefallen.

Nie ist Rom strahlender als in dieser Adventszeit. Im Zentrum sind Straßen und Schaufenster festlich geschmückt, die Farben Rot und Grün dominieren. Von Anfang an hatte Ministerpräsident Mario Draghi strikt auf die Einhaltung der 3G-Regeln gepocht: Seit August gilt im Land der „Grüne Paß“, was in Deutschland den 3G-Regeln entspricht. Und Italien kann Resultate vorweisen: 77 Prozent der Bevölkerung über 12 Jahren sind vollständig geimpft, 83 Prozent haben mindestens eine Dosis erhalten. Seit dem 6. Dezember gelten zudem verschärfte Maßnahmen in der Öffentlichkeit. Wer im Bus oder Zug ohne Paß erwischt wird, dem droht ein saftiges Bußgeld: 400 Euro! Zutritt zu Büros und Fabriken, ebenso wie Hotels, Restaurants und Bars erhält man nur mit dem Grünen Paß. Italien ist das Land der Geimpften. Es war auch das erste Land in Europa, das im Pflege- und Sanitätsbereich und an den Schulen eine Impfung von den Beschäftigten verlangte.

Regierungskritische Protestversammlungen dürfen nur außerhalb des Stadtzentrums stattfinden.

Natürlich gibt es immer wieder heftige Proteste und Aufzüge gegen die Draghi-Regierung („Draghi-Nazi“). Doch auf diesem Terrain geht die italienische Justiz rigoros vor. So wurde der Telegram-Kanal „Basta Dittatura“ von der Staatsanwaltschaft geschlossen. Auf dieser Plattform hatten sich Impfgegner versammelt und Hunderte von Kommentaren täglich gepostet. Protestversammlungen dürfen nur außerhalb des Stadtzentrums stattfinden. Ministerpräsident Draghi machte klar, daß der Infektionsschutz vor der persönlichen Freiheit rangiert. Neue Regelverschärfungen wurden eingeführt. Wer die Impfung verweigert, wird ohne Gehalt freigestellt.

Ja, in Rom weihnachtet es sehr. Über den Straßen funkelt goldener Weihnachtsschmuck, erblühen Christsternbüsche, an den Hauswänden brennen Talglichter. In den Schaufenstern der Luxusläden sieht man festliche Cocktailkleider – selbstverständlich mit der passenden Stoffmaske, Ton in Ton. Und die Farbe Rot in den Auslagen macht fröhlich und warm ums Herz. Römischer Advent auch ohne Schnee. Die Kirchen sind geöffnet. Auf dem Petersplatz erhebt sich die über 20 Meter hohe Weihnachtstanne, geschmückt mit goldenen und silbernen Kugeln, darunter große Krippenfiguren.

Keinen Impfpaß muß der Besucher auf dem Petersplatz vorzeigen. Hier vertraut man auf Gott. In der Via della Conciliazione, die zum Petersplatz führt, sind die Bars geöffnet, und „White Christmas“ tönt aus dem Inneren.