© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Reem Alabali-Radovan. Die blutjunge neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung stammt aus dem Irak.
Von Null auf Hundert
Tilmann Wiesner

Daß die Nachfolgerin von Annette Widmann-Mauz (CDU), die neue Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, über den „daseinsveredelnden Migrationsvordergrund“ (Michael Klonovsky) und ein SPD-Parteibuch verfügt, dürfte kaum überraschen. Mit Reem Alabali-Radovan hat Olaf Scholz ein sehr junges Karnickel aus dem Proporzzylinder gezaubert, vermutlich um die recht große Anzahl alter weißer Männer im Kabinett zu kompensieren. Die 31jährige Staatsministerin hat nach einem Bachelor in Politologie und Lobbyarbeit beim Nah- und Mittelost-Verein der deutschen Wirtschaft durch die Patronagemacht der SPD in Mecklenburg-Vorpommern  eine steile Karriere hingelegt. 

Geboren wurde die chaldäische Christin während des Ingenieurstudiums ihrer irakischen Eltern in Moskau. 1996 kam sie nach Deutschland und begann 2015 als Dolmetscherin in genau der Asylaufnahmeeinrichtung im mecklenburgischen Nostorf, in der sie als Sechsjährige strandete. „Doch meine Rollen als Übersetzerin und Mitarbeiterin mit Entscheidungsbefugnis haben sich nicht immer gut vertragen“, räumt sie ein. 2018 zur Büroleiterin der Landesintegrationsbeauftragten avanciert, übernahm sie bereits Ende 2019 deren Posten. Und nun sitzt sie für die SPD im Bundestag. 

In den Medien macht die Hobby-Boxerin, verheiratet mit dem rumänischstämmigen Mittelgewichtsboxprofi Denis Radovan aus Köln, einen sympathischen Eindruck. Deutlich wird aber auch, daß sie auf der Diskriminierungsklaviatur zu spielen weiß. Als Frau und Einwanderungskind habe sie doppeltes Gepäck zu tragen, lautet ihre wenig dezente Botschaft. „Ich möchte eine klare, nachhaltige Politik befördern, damit Staat und Zivilgesellschaft alles dafür tun, um Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit den Nährboden zu entziehen“, betet sie auf Twitter die Parolen des Berliner Politikbetriebs nach, ohne offenbar das Bedingungsgefüge zwischen starkem Staat und schwacher Zivilgesellschaft, zwischen wachsendem Antisemitismus und ungebremster Masseneinwanderung nur zu erahnen. 

2021 trat sie der SPD bei, schon sitzt sie im Bundestag. „Überprüfe deine Privilegien!“ möchte man ihr zurufen.

Ebenfalls scheint ihr nicht in den Sinn zu kommen, daß ihr Erscheinungsbild den neuen Politiktypus des untergehenden Westens repräsentiert: den migrantischen Parvenü, der von der fixen Idee der politischen Linken profitiert, wonach demokratische Gremien ethnische Schichtungen abbilden sollen.

Alabali-Radovans rasanter Aufstieg widerlegt das eigene Benachteilungsnarrativ: Wie der sozialdemokratische Vorwärts berichtete, trat sie der SPD erst Anfang 2021 bei, nachdem (!) sie zur Bundestagskandidatin im Wahlkreis Schwerin-Nordwestmecklenburg-Ludwigslust gekürt worden war. Im September gewann sie dann das Direktmandat mit neun Prozent Vorsprung gegenüber ihrem Konkurrenten, einem Rechtsanwalt, der dieses seit 2009 der CDU gesichert hatte. Für die Freizeit-Boxerin glich der Wahlkampf aber eher einem Schattenboxkampf, wollten die Wähler doch bei der am gleichen Tag stattfindenden Landtagswahl Manuela Schwesig mit fast vierzig Prozent der Stimmen im Amt der Ministerpräsidentin bestätigt sehen. „Check your Privilege!“ – „Denk mal über deine Privilegien nach!“ – möchte man Alabali-Radovan in der Sprache des militanten „Antirassismus“ zurufen.