© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Aufgeschnappt
Und sie warten noch heute
Gil Barkei

Chats anzapfen, Facebook-Gruppen infiltrieren, sich in Telegram-Kanäle oder Unternehmen schmuggeln: alles kein Problem, solange es „gegen rechts“ oder ausbeuterische Kapitalisten geht. Alles ist dann von der Pressefreiheit, dem Sicherheitsinteresse oder der journalistischen Pflicht gedeckt.

Aber wehe, die investigative Arbeit trifft „die Guten“. Dann hagelt es erzieherische Schellen. So rügt der Presserat den Cicero für einen Artikel des SPD-Politikers und früheren Finanzministers von Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb. Der wollte die „zunehmende Spaltung der LGBTQ-Szene wahrnehmen und einordnen“ und gab sich beim Festival „Lesbenfrühling 2021“ als homosexuelle Frau „Uschi“ aus. 

Bevor nun mediale Nachahmer auf die Idee kommen, in anderen linken Milieus zu wühlen, greift der Presserat ein und verkündet kurzerhand, der Bericht enthalte keine Informationen von öffentlichem Interesse, die eine verdeckte Recherche rechtfertigen. Während sich die Grüne Jugend, die Brodkorbs Verhalten „absolut übergriffig“ findet, freut, warten rechtskonservative Medien also brav auf die offizielle Einladung zum Antifa-Trainingslager. Und warten ...