© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/21 / 17. Dezember 2021

Corona-Proteste
Fehler bleiben, was sie sind
Antje Hermenau

Während die ARD sich auf ihrer Website noch um etwas Neutralität in der Darstellung bemüht, arbeiten viele andere Medien vor allem meinungsvorgebend: Sie benutzen in Informationsartikeln Begriffe wie „Coronaleugner“ und brandmarken so alle Demonstranten auf den vielen Demonstrationen vom Wochenende als unzurechnungsfähig. Mit denen könne und müsse man sich nicht auseinandersetzen, lautet der Subtext.

Unabhängig von der Überraschung, die diese völlige Abkehr vom Minderheitenschutz – damals wie heute für das eher linke Spektrum der Gesellschaft oft laut beansprucht – auslöst, wird damit dem Leser suggeriert, Kritik an den Maßnahmen der Regierung (z.B. Impfung von Kindern oder Lockdown für Ungeimpfte, 2G) sei von vornherein blinde Staatsfeindlichkeit. Diesen Fehler hatte die sächsische Regierung schon 2015 mit Pegida gemacht. Nein, nicht die paar hundert rechtsradikalen Trolle, die dort ihr Süppchen kochten, waren wichtig, sondern die 24.000, die sonst noch so zum Spaziergang kamen. Sie kamen übrigens oft aus mittleren Städten nach Dresden. So wie jetzt die Proteste oft in mittleren Städten abgehalten werden. 

Man kann die Fehler im Umgang mit Pegida wiederholen. Die große Unzufriedenheit bleibt. 






Antje Hermenau war 24 Jahre lang Abgeordnete der Partei die Grünen (1990–2014) und ist Unternehmerin aus Sachsen.