© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/21 / 29. Oktober 2021

Wirtschaft kinderleicht
Thorsten Polleit

Haben Sie Kinder im Grundschulalter? Wenn ja, dann haben Sie die folgende Beobachtung sicher schon gemacht. In modernen Kinderbüchern werden alle Themen der Political Correctness schon den Kleinsten in den Kopf gehoben. Da sind die „Klimakrise“, der „Umweltschutz“ und die „Flüchtlinge“. Und gab es vor einigen Jahren den Titel „Conni geht zum Zahnarzt“, geht sie nun geschlechtergerecht „zur Zahnärztin“. Ob es bei dieser weniger weh tut, wenn gebohrt wird?

Diese Umerziehung in der Kinderliteratur betrifft natürlich auch ökonomische und politische Themen. Politiker, sofern überhaupt erwähnt, sind dort stets nette Menschen, die sich fleißig um unser aller Wohl kümmern. Vor dem Hintergrund einer solchen linken Eintrichterung werden Phänomene wie Kevin Kühnert oder Fridays for Fu­ture und deren großer Zulauf nachvollziehbar. Höchste Zeit für ein Gegenprogramm, damit sich „der Wert der besseren Ideen“, wie der Ökonom Ludwig von Mises (1881–1973) es formulierte, durchsetzen kann.

Dazu müssen sich die Liberalen und Libertären nur ein klein wenig aus ihrer Blase herausbewegen und das Gespräch über die Ideen von Eigentum, Freiheit und Wohlstand suchen. Wer aufklären will, greife zu den „Tut­tle-­Zwillinge“-Kinderbüchern des amerikanischen Autors Connor Boyack. In leichtverständlichen, lustigen und hübsch illustrierten Kindergeschichten werden ökonomische und liberale Grundkenntnisse vermittelt. Boyack hat die eingangs geschilderten Beobachtungen selbst gemacht. Er hatte liberale Kinderbücher gesucht – und nichts gefunden. Also schrieb er selbst welche, inzwischen eine ganze Serie mit insgesamt mehr als zwanzig Titeln und beeindruckenden drei Millionen verkauften Exemplaren.

Jedes von Boyacks Kinderbüchern vermittelt wichtige Aussagen eines Klassikers der liberalen Literatur. Das sind beispielsweise Frédéric Bastiats Essay „Der Staat“, Friedrich August von Hayeks Klassiker „Der Weg zur Knechtschaft“, Henry Hazlitts brillante „24 wichtigste Regeln der Wirtschaft“ oder Ayn Rands großartiger Roman „Der Streik“. Boyack berichtet, daß er zahlreiche Rückmeldungen von Eltern bekommt, die sich bei ihm bedanken, weil sie selbst viel gelernt haben.

Die jüngste Veröffentlichung ist „Die Tuttle-Zwillinge und der gefährliche Leviathan“. Warum gefällt es den Politikern so sehr, wenn wir Angst haben? Die Zwillinge spielen mit ihren Freunden ein Rollenspiel. Dabei merken sie, daß das Spiel viel mit der Realität zu tun hat. Beim Kampf gegen den Leviathan lernen Ethan und Emily auf diese Weise auch die reale Welt besser verstehen. Sie erkennen, wie Politiker von unserer Angst profitieren und damit ihre Macht ausbauen. So wächst der Staat wie das mythische Ungeheuer Leviathan. Was anfangs noch hilfreich war, wird immer gefährlicher. Die Regierung nutzt jede Krise für neue Aktivitäten. Immer bietet sich der Staat als Retter an und gewinnt dabei Kompetenzen und Macht. 

Anders als Greta Thunberg wollen uns die Tuttle-Zwillinge aber keine Angst machen. Sie möchten lediglich Probleme aufzeigen, unser Bewußtsein für diese schärfen und uns zu selbständigem Denken anregen. Und das können natürlich auch schon Kinder.

Connor Boyack: Die Tuttle-Zwillinge und der gefährliche Leviathan. Libertas Institute, Lehi 2021, broschiert, 60 Seiten, 9,95 Euro