© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

Mangochaos und Zitronenpsycho
Figurbewußtes Trinken: Der Markt für Limos mit natürlichen Süßstoffen wächst
Maik Stüssel

Die goldene Herbstsonne steht wohl wärmend über der Stadt, und wir lechzen nach nichts mehr als einem eiskalten Gin Tonic. Wir hetzen zum nächstgelegenen Supermarkt, um die nötigen Ingredienzen zu erwerben. Die Spirituose ist schnell gefunden und wandert schnurstracks in unseren Einkaufswagen. Eiswürfel haben wir bereits zu Hause. Neben den Mangos finden wir unsere Zitronen. 

Fehlt nur noch eins, das richtige Tonic Water. Wir stehen vor dem breitgefächerten Regal und schauen uns um. Wir erkennen die handelsüblichen Hersteller und haben die Wahl zwischen Diabetes und Krebs: reichlich Zucker auf der einen Seite, Aspartam und Acesulfam K auf der anderen Seite. Da wir figurbewußt trinken, tendieren wir zu den beiden Letztgenannten. Als wir danach greifen, fällt uns etwas bisher noch nie Erblicktes ins Auge. Ein Tonic Water, das damit wirbt, nicht nur keinen Zucker zu enthalten, sondern auch frei von Aspartam und Acesulfam K zu sein und statt dessen mit dem pflanzlichen Süßungsmittel Stevia gesüßt sei. Wir greifen nach einigen Flaschen und legen sie neben unseren Gin. 

Ehe wir uns zur Kasse begeben, fängt unser Blick eine Cola ein, welche ebenfalls damit wirbt, nur mit Stevia gesüßt zu sein. Auch diese wandert in unseren Einkaufswagen. Schnell noch eine Flasche Whiskey, und wir haben alles, um uns auf dem heimischen Balkon den Helm zu lackieren.

Dem sportlichen Genießer von Drinks und Cocktails sind die „Zero“-Alternativen von Tonic Water, Ginger Ale, Wild Berry, Cola, Fanta, Sprite etc. schon lange geläufig, jedoch enthalten diese oft künstliche Süßstoffe in Form von Aspartam und Acesulfam K, die seit Jahren unter Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Dem vermehrten Verlangen vieler Verbraucher nach zuckerfreien Alternativen, die nicht durch die obengenannten Stoffe ihre toxische Süße erhalten, kommen in den vergangenen Jahren zunehmend viele Hersteller nach und stellen mit Stevia oder anderen pflanzlichen Mitteln gesüßte Alternativen zur Verfügung. 

Einer der Vorreiter auf dem Markt für süße Erfrischungsgetränke ist der griechische Getränkehersteller „Green Cola“, der 2012 seine mit Stevia gesüßte Brause auf den dortigen Markt brachte und umgehend eine Sonderstellung einnahm. 2014 landete die „Green Cola“ auf dem deutschen Markt und ist mittlerweile in über 4.000 Super- und Getränkemärkten verfügbar, sowie direkt über einen hauseigenen Online-Shop bestellbar. 

Auch Großbritannien, Spanien, Portugal, Polen, Serbien und viele weitere europäische und außereuropäische Länder wurden bereits als Absatzmärkte erschlossen. Neben der klassischen „Green Cola“ werden nunmehr auch Orangen- und Zitronenlimonade, Sour Cherry sowie Tonic Water in Dosen, Plastik- und Glasflaschen verschiedener Größen angeboten.

Vom Navy Seal zum Brauseproduzenten

Seit geraumer Zeit gibt es sogar Energy- und Mate-Drinks, welche ausschließlich mit natürlichen und kalorienfreien Mitteln gesüßt sind, anstatt auf Zucker oder künstliche Süßstoffe zurückzugreifen. Erwähnenswert in diesem Marktsegment ist der britische Hersteller „Virtue Clean Energy“, der seine Produkte in verschiedenen Geschmacksrichtungen insbesondere über Amazon an Kunden aus der ganzen Welt verkauft.

Whoop Assault Watermelon, After Burner Orange, Sour Apple Sniper, Tropic Thunder, Mango Mayhem und Citrus Psycho: So heißen die verschiedenen Geschmacksrichtungen von „Jocko Fuel“, dem persönlichen Energy-Drink von Jocko Willink (JF 22/19), einem ehemaligen US Navy Seal, der mittlerweile als Unternehmer, Berater, Autor und Produzent eines eigenen Podcasts tätig ist („Jocko Podcast“). 

Hergestellt und verkauft wird „Jocko Fuel“ von „Origin Maine“ und ist laut Zutatenliste ausschließlich mit der sogenannten Mönchsfrucht gesüßt, einer Frucht, die nicht nur als natürlicher Süßstoff eingesetzt wird, sondern darüber hinaus als Heilmittel in der chinesischen Medizin bekannt ist. Nicht nur Kunden auf der anderen Seite des Atlantiks, sondern Menschen auf der ganzen Welt kommen über den Versandhandel des Herstellers auf den Geschmack dieser brachial klingenden Energiemischungen. Nach einer Dose Citrus Psycho zu Jocko Willink zu mutieren sollte man allerdings nicht erwarten.

Egal ob entspannte Feierabendmische, aufputschender Mate vor der Klausur oder Mango Mayhem pur, um sich nach vier Stunden Schlaf durch das morgendliche Krafttraining zu peitschen, es gibt reichlich Alternativen jenseits der Wahl zwischen Zucker und künstlichen Süßstoffen.

Foto: Koffeinhaltiger, aber zuckerfreier „Energydrink“ des britischen Herstellers Virtue: Bestellpraxis über das Internet