© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 20/21 / 14. Mai 2021

Streichung der Woche
Mit D***land nicht grün
Hermann Rössler

Strahlend präsentierten die Vorsitzenden der Grünen, Robert Habeck und Annalena Baerbock, Mitte März das Wahlprogramm ihrer Partei für die Bundestagswahl: „Deutschland. Alles ist drin.“ Nach neuesten Umfragen hat Baerbock gute Chancen, im Herbst ins Bundeskanzleramt einzuziehen. Angesichts dessen kein falscher Titel für ein Wahlprogramm. Einigen Parteikollegen geht das alles dennoch zu weit in Richtung Realpolitik. Mehr als 300 Mitglieder haben daher für die Bundesdelegiertenkonferenz Mitte Juni, bei der die endgültige Version des Wahlprogramms beschlossen werden soll, einen Änderungsantrag eingereicht. Als feiere das alte Linksaußen-Motto „Deutschland von der Karte streichen, Polen muß bis Holland reichen“ fröhlich Urständ, forderte der Initiator Michael Schneiß vom Berliner Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg, den Begriff Deutschland zu löschen. „Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch in seiner Würde und Freiheit. Und nicht Deutschland“, begründete er seine Einwände. Zustimmung findet Schneiß bei seinem Parteifreund aus Hamm, Peter Müller, der dafür plädiert, Deutschland durch „grün“ zu ersetzen. „Deutschland assoziiert eher eine nationalistische Politik“, gibt er zu bedenken. Die antinationalen Reflexe lassen die Grünen nicht los. Und so heißt es nach wie vor für die Partei: Da ist alles drin.