© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 14/21 / 02. April 2021

Weiße Musikkultur: Die Klassikwelt revolutionieren
Überall Rassismus und Xenophobie
(wm)

Wenn du unsere Kultur so scheiße findest, dann sing halt nicht hier in England!“ Mit derart heftigen Reaktionen habe das britische Publikum, darunter auch Politiker, die klagten: „Ausländer nehmen uns unsere britische Kultur weg!“, die wesentlich von der südafrikanischen Opernsängerin Golda Schultz (37) inspirierte Streichung von „Rule Britannia!“ aus dem Programm der traditionsreichen BBC-Konzertreihe „Last Night of the Proms“ quittiert. Die in München lebende schwarze Sopranistin, die bis 2018 dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper angehörte, hatte gemeint, daß dies nicht „das passende Lied war, um Zusammenhalt deutlich zu machen“. Für Schultz soll dieser tiefe Einschnitt ins britische Liedgut nur der Anfang vom Ende einer Musikkultur sein, die von „weißen rassistischen Männern“ dominiert werde, deren Macht unverhältnismäßig groß sei. In der „Klassikwelt“ müsse „das ganze System revolutioniert werden“, fordert sie im Gespräch mit dem vom Auswärtigen Amt subventionierten Magazin Kulturaustausch (1-2021). Da reiche es nicht, wie ihr die Redakteurin Gundula Haage souffliert, die „recht alten, teilweise problematischen Texte vieler Opern“ nicht mehr auf den Bühnen zu reproduzieren. Auch wenn diese noch zu tolerieren seien, wie etwa Mozarts „Hochzeit des Figaro“, so müssen jetzt „neue Geschichten“ her, vornehmlich in Partitur gesetzt für mehr „weibliche asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Stimmen“. Anstelle von „Rassismus und Xenophobie“, die sie täglich erlebe, will Schultz das attackierte „System von Hautfarbe und Herkunft“ im Namen des „Antirassismus“ verstetigen. 


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