© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Klimaänderung und der staatlich betriebene Kampf gegen die „Klimakatastrophe“
Freiheit in Gefahr
Michael Limburg

Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), hierzulande zum „Weltklimarat“ geadelt, beschreibt seine Aufgabe in den „Grundsätzen“ seiner Arbeit etwas verschwurbelt wie folgt: „Die Aufgabe des IPCC besteht darin, auf einer umfassenden, objektiven, offenen und transparenten Grundlage die wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Informationen, die wichtig sind für das Verständnis der wissenschaftlichen Grundlage des Risikos des vom Menschen verursachten Klimawandels, seiner potentiellen Auswirkungen und Möglichkeiten der Anpassung sowie Linderung, abzuschätzen.“ 

Das heißt, daß das IPCC sich ausschließlich um den anthropogen induzierten Klimawandel zu kümmern hat, und diesen von Anfang an als riskant einstuft. Sie suchen daher von Anbeginn und ausschließlich Belege für einen menschengemachten, gefährlichen Klimawandel. Natürliche Einflüsse werden nicht nur nicht beachtet, sondern ausdrücklich ausgeschlossen.

Trotzdem ist dem IPCC dieser Nachweis bisher nicht gelungen, trotz vieler Milliarden, die seither in die Forschung zum vermeintlich anthropogenen Klimawandel geflossen sind. Am fehlenden Nachweis ändern auch alle gegenteiligen Beteuerungen nichts, wie sie jüngst vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gemacht wurden. Dort hat PIK-Professor Anders Levermann bei einer öffentlichen Anhörung des Umweltausschusses am 28. November 2018 im Bundestag kühn behauptet, seine Kollegen und er („wir“) verstünden den Klimawandel, ihre Klimatheorie sei so felsenfest begründet und auch so bewiesen, wie es beispielsweise die Thermodynamik oder die Quantenmechanik sei. Anderslautende klimarealistische Einwände und Argumente qualifizierte Levermann ab mit, so wörtlich, „ist alles Quatsch“, „ist fundamental alles ein Mist, was hier geredet wird“.

Aber Levermanns Behauptung „Diese Physik sagt uns, daß wir Klimawandel bekommen, wenn wir CO2 in die Atmosphäre machen“ ist falsch. Seriöse Klimaforscher wissen, daß wir auch heute noch nur sehr, sehr wenig von den komplexen Vorgängen verstehen, die langfristig unser Wetter und damit über lange Zeiträume auch das Klima beeinflussen. Ehrliche Kollegen geben gelegentlich auch öffentlich zu, daß es für die Hypothese vom menschengemachten Klimawandel keinerlei Beweise gibt. So hat zum Beispiel der Leitautor des IPCC, John Mitchell, festgestellt: „Es ist nur [dann] möglich, die Erwärmung im 20. Jahrhundert auf menschliche Eingriffe zurückzuführen, wenn man numerische Modelle des Klimasystems verwendet“ (John Mitchell u. a., „Climate Change. Response to Carter et al.“ in World Economics, Vol. 8, 1/2007, S. 225).

Oder der Physikochemiker Reinhard Zellner (Universität Duisburg-Essen) zum typischen Einwand, daß der Treibhauseffekt nicht nachzuweisen sei: „Das stimmt, es gibt kein Laborexperiment, das die Erwärmung durch Infrarotabsorption des CO2 direkt nachweist“ (Nachrichten aus der Chemie, Vol. 62, 5/2014, S. 513).

Und so ist es bis heute geblieben. Es gibt keinen Beweis, nicht einmal eine reproduzierbare Beobachtung für diese Hypothese. Und für solche Fälle, die in der Wissenschaft immer wieder vorkommen, pflegte Nobelpreisträger Richard Feynman, einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts, seinen Studenten einzubleuen: „Egal, wie bedeutend der Mensch ist, der eine Theorie vorstellt, egal, wie elegant sie ist, egal wie plausibel sie klingt, egal wer sie unterstützt, wenn sie nicht durch Beobachtungen bewiesen wird, dann ist sie falsch.“ Doch diese für ehrliche Naturwissenschaftler eherne Regel gilt offensichtlich nicht für die Klimawissenschaft, so wie sie das IPCC und ein Großteil seiner Mit- und Zuarbeiter verstehen.

Doch weil sie wissen, daß sie ihre Behauptungen nicht belegen können, weichen sie aus. Dabei nutzen sie die Unkenntnis aller Bevölkerungskreise über die Naturwissenschaften. Anstelle von Beweisen oder wenigstens nachprüfbaren Beobachtungen liefern sie wortreiche Erklärungen, die zwar plausibel klingen, sich jedoch meist nur auf reine Wetterphänomene, nicht auf CO2 und Klima beziehen.

Die Vorgehensweise ist einfach. Dafür zwei typische Beispiele: Der amerikanische Politiker Al Gore, der als Umweltschützer und Klimakatastrophenprediger auftritt, sagte 2009 zu dem Buchautor Hans Rosling bezogen auf den Klimawandel: „Wir müssen Furcht erzeugen.“ (Hans Rosling, „Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“, 2018)

Und der Klimaforscher Stephen Schneider, damals Autor der Arbeitsgruppe I beim IPCC, ermahnte vor dreißig Jahren seine Forscherkollegen: „Also müssen wir ängstigende Szenarien liefern, einfache, dramatische Äußerungen tun und Zweifel, die wir vielleicht haben, wenig erwähnen. (...) Jeder von uns muß entscheiden, was das richtige Gleichgewicht ist zwischen effektiv sein und ehrlich sein.“ Und er fügte hinzu: „Ich hoffe, daß es beides sein kann!“ (Discover, 10/1989)

Zum Erregen von Angst und Aufmerksamkeit werden daher geringste Schwankungen eines ganz und gar künstlichen Konstruktes – nämlich einer in der Realität nicht vorhandenen globalen Mitteltemperatur – zu Zeichen großen 

Unheils erklärt.

Zum Erregen von Angst und Aufmerksamkeit werden daher geringste Schwankungen eines ganz und gar künstlichen Konstruktes – nämlich einer in der Realität nicht vorhandenen globalen Mitteltemperatur – zu Zeichen großen Unheils erklärt. Weil diese reine Rechengröße in den letzten 170 Jahren aber nur erstaunlich geringfügig, um nur wenige Zehntel Grad, nach oben wie nach unten schwankte, vergrößert man ihren Maßstab erheblich. Damit erscheinen auch kleinste Temperaturschwankungen kräftig vergrößert und rufen bei Fachunkundigen den von Klimaaktivisten gewünschten Eindruck gewaltiger Temperaturänderungen hervor. Das wird dann Jahr für Jahr als das jeweils „wärmste Jahr seit Aufzeichnung“ und als „Beweis“ für den Weg in die Klimakatastrophe verkauft. Dabei unterscheiden sich diese nur um wenige Hundertstel bis manchmal ein oder zwei Zehntel Grad. Mikro-Änderungen, die im täglichen Wetterbericht ohne weiteres um den Faktor 50 bis 100 überboten werden.

Das Werkzeug dafür ist einfach: Man muß nur lokale Wetter-, Witterungs- oder manchmal auch Klimaphänomene wie die leichte Rückerwärmung nach dem Ende der Kleinen Eiszeit oder den besonders warmen Sommer 2018 zu schlimmen ersten Folgen des behaupteten menschengemachten Klimawandels erklären. Verstärkt werden derartige Meldungen durch das zigtausendfache Echo der Medien. Dort werden sie so lange wiederholt, bis auch der letzte Politiker, der letzte Lehrer, der letzte Schüler und vor allem alle unpolitischen Menschen daran glauben. Sie haben zu oft keine Zeit, keine Lust und auch nicht die Vorbildung, wenigstens Zweifel anzumelden oder gar die wissenschaftlich klingenden Phrasen zu durchschauen.

Das erklärt, warum sich Al Gore und Stephen Schneider samt ihren Missionaren dieser Täuschung bedienen, um uns eine „Heißzeit“ vorzugaukeln. Ohne diese oben beschriebene Manipulation würde niemand auch nur mit den Schultern zucken, wenn man ihm den normalen Verlauf in normalem Maßstab, wie vom Wetterbericht gewohnt, zeigte.

Es ist somit vor allem eine Frage des gewählten Maßstabes, ob wir dem Mantra glauben, auf eine Klimakatastrophe zuzusteuern, oder ob es sich nur um eine sehr moderate Rückerwärmung handelt. Und noch weniger würde man akzeptieren, daß das Spurengas CO2 – schon gar nicht das anthropogene – irgendeinen erkennbaren Einfluß auf diesen Wert hat, denn der ist nirgends sichtbar.

Die Behauptungen des IPCC werden daher allein mittels Prognosen als „bewiesen“ geltend gemacht, die nur auf Computermodellen basieren. Sie sollen die Behauptungen glaubwürdiger erscheinen lassen. Daß diese Modelle in der Rückschau immer wieder chronisch falsch liegen, ficht ihre Protagonisten nicht an.

Und wenn es doch einmal vorkommt, daß sie ihre Fehlprognosen nicht mehr leugnen können, dann verschieben sie die Schreckensereignisse einfach weiter in die Zukunft. Beispielsweise warnten 2005 das Uno-Umweltprogramm (Unep) sowie die Universität der Vereinten Nationen (Unu) vor fünfzig Millionen Umwelt- und Klimaflüchtlingen bis 2010. Als sich 2007 abzeichnete, daß das wohl eine freie Erfindung war, wurde sie einfach um zunächst zehn Jahre auf 2020 verschoben. Irgendwann wird es schon stimmen, so die Hoffnung.

Computermodelle können immer nur die Ergebnisse liefern, welche ihnen die Programmierer und Betreiber vorgeben. Chaotische Systeme aber, wie das Wetter und damit das Klima, sind prinzipiell nicht aussagekräftig 

modellierbar.

Computermodelle können immer nur die Ergebnisse liefern, welche ihnen die Programmierer und Betreiber vorgeben. Chaotische Systeme, wie das Wetter und damit das Klima, sind prinzipiell nicht aussagekräftig modellierbar. Mathematiker wissen das. Ehrliche Klimawissenschaftler auch. Bestätigt hat das beispielsweise einmal der Klimaforscher Tad Murty (Universität Ottawa, Kanada). Er hatte einen Journalisten gebeten, künftig keine Ergebnisse seiner Computermodelle mehr zu zitieren. „Damit habe ich seit 45 Jahren zu tun, und ich kann Ihnen damit beweisen, was immer Sie wollen. Wenn Sie wollen, kann ich eine weltweite Erwärmung herbeiführen, wenn Sie hingegen eine Eiszeit wollen, kann ich diese ebenfalls herstellen. Das bedarf lediglich einer sehr geringen Veränderung eines einzigen Modellparameters (die Anzahl der niedrigen Wolken).“

Es stellt sich daher die Frage, warum ein großer Teil der Führungsschicht, der Politik und natürlich der Medien, an dieser – bei gutem Willen deutlich erkennbaren – Irreführung mitwirken? Sie akzeptieren nicht nur diese Irreführung, sondern arbeiten ständig daran, neue Vorschriften, Gesetze, Verordnungen und auch Steuern und Abgaben zu ersinnen oder flankierend zu rechtfertigen, mittels derer man der Klimaänderung entgegenwirken könne.

Die Antwort ist einfach und vielfach belegt. Mit der Behauptung, daß das menschengemachte CO2 eine Klimakatastrophe auslösen könne, eröffnet sich für die Eliten eine wunderbare Möglichkeit, das erfolgreiche bestehende Gesellschaftsmodell über eine „Transformation“ in ein grün-sozialistisches, besser: ökologistisches Modell zu überführen. Die seinerzeitige Generalsekretärin des Sekretariats der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC), Christiana Figueres, von der die UN-Klimakonferenzen organisiert werden, definierte Anfang Februar 2015 zum Sinn des bevorstehenden Pariser „Klimaschutzabkommens“ ganz klar: „Das ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die wir uns jemals gestellt haben, nämlich absichtlich das ökonomische Entwicklungsmodell zu verändern“, sagte Figueres vor Journalisten in Brüssel. „Dies ist das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, daß wir es uns bewußt zur Aufgabe machen, innerhalb einer definierten Zeitspanne, das ökonomische Entwicklungsmodell zu ändern, welches für mindestens 150 Jahre seit der industriellen Revolution regierte.“

Und der PIK-Vizedirektor Ottmar Edenhofer erklärte in einem Interview einmal ebenso deutlich: „Aber man muß klar sagen: Wir verteilen durch die Klimapolitik de facto das Weltvermögen um“ (Stuttgarter Zeitung, 17. September 2010).

Das sind die wahren Gründe, warum uns das Märchen von der menschengemachten Klimakatastrophe immer und immer wieder erzählt wird. Die realen, gemessenen Daten geben hingegen keinerlei Hinweis darauf.

Daher muß die Wissenschaft politisch gemacht werden, um die Umwandlung in ein bereits zigmal gescheitertes Gesellschaftsmodell erneut in Angriff zu nehmen. Das geht aber nur, indem man den einzelnen sukzessive seiner demokratischen Rechte beraubt und sie durch diktatorische Verpflichtungen ersetzt. So klar wird es auch im Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) von 2011 gefordert. Es trägt den Titel „Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“. 

Dieser Titel ist schwer irreführend, denn es handelt sich nicht um eine harmlose Veränderung von heute in die Zukunft, sondern um den gewollten Übergang in eine Ökodiktatur, bei der ein „Rat aus Wissenschaftlern“ über dem Parlament steht und all dessen Gesetze und Vorgaben in bezug auf ihre Klimaverträglichkeit hin überprüfen soll – und sie ablehnen oder passieren lassen kann. Dessen Ziel „Transformation“ wird beispielsweise im „Klimaschutzplan 2050“ der Bundesregierung an die 40mal erwähnt, im Pariser „Klimaschutzabkommen“ sogar fast 50mal.

Das kann jeder wissen, der das absurde „Narrativ“ einer „menschengemachten Klimakatastrophe“ verteidigt. Die einzig große Gefahr, die neben den exorbitant hohen Kosten von der „Klimaschutzpolitik“ ausgeht, ist daher diese: Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit.






Michael Limburg, Jahrgang 1940, ist Mitgründer und Vizepräsident des privaten Europäischen Instituts für Klima und Energie (EIKE). Der Diplomingenieur hat Elektrotechnik sowie Meß- und Regelungstechnik studiert und seit Mitte der siebziger Jahre in leitenden Positionen in der Druckindustrie gearbeitet. Limburg veröffentlichte Fachaufsätze und populärwissenschaftliche Bücher zur Klimaforschung und zum Umbau der Energiewirtschaft. Auf dem Forum schrieb er zuletzt über Afrikas Energiemangel und die Massenmigration („Ohne Strom geht nichts“, JF 40/18).

Foto: Wetterhahn und Klimakurven: Alles eine Frage des gewählten Maßstabs