© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

„Kein Dialog mit Kolonialisten“
Falklandinseln: Per Referendum will Großbritannien den Status quo des Eilands festigen
Volker König

Ushuaia, Hauptort des argentinischen Teils von Feuerland, wirbt gerne mit dem Anspruch, südlichste Stadt der Erde zu sein. Am Hafen befindet sich vor dem Beagle-Kanal ein eindrucksvolles Denkmal, eine mächtige Stahlplatte: In diese sind die Konturen der Falklandinseln eingeschnitten, die der Betrachter am Ende der Meeresstraße sehen soll. Denn nach argentinischer Lesart sind die rund 500 Kilometer vor dem Festland gelegenen Malvinas Teil ihres Staates. Daran änderte auch das Desaster des Falklandkrieges im April 1982 nichts.

Eine indigene Urbevölkerung hatten die Inseln nie, sie wurden erst ab dem 18. Jahrhundert von europäischen Kolonisten besiedelt – zuerst von den Franzosen. Danach erhoben Spanien und schließlich 1829 Argentinien als dessen Rechtsnachfolger jeweils Anspruch auf die Inseln. 1833 nahm Großbritannien die Falklands in Besitz, und britische Siedler widmeten sich vor allem der Schafzucht auf den kargen Eilanden.

Auf den Falklandinseln leben bis heute fast ausschließlich Briten, und diese knapp 3.000 Einwohner werden am 10. und 11. März in einem Referendum über die staatliche Zugehörigkeit abstimmen.

„Wünschen Sie, daß die Falklandinseln ihren bisherigen politischen Status als Überseegebiet des Vereinigten Königreichs behalten? Ja oder Nein?“ lautet die Frage auf dem Stimmzettel. Stoff für neuerliche Spannungen zwischen Großbritannien und Argentinien.

Dabei hatte es Anfang Februar so ausgesehen, als würden sich Briten und Argentinier die Hand reichen. Die Außenminister beider Länder, Héctor Timerman und William Hague hatten in London ein Treffen verabredet. Als aber London eröffnete, an dem Gespräch würden auch Vertreter der falkländischen Inselregierung teilnehmen, sagte der Argentinier schroff ab. Mit Vertretern der „Kolonialisten von den Malwinen“ gebe es keinen Dialog. Und Buenos Aires legte noch nach: Das Referendum sei eine Absurdität, weil den Falkländern kein Selbstbestimmungsrecht zustehe. In einer in der britischen Zeitung The Guardian geschalteten Anzeige warf Präsidentin Cristina Kirchner der britischen Regierung vor, daß „vor genau 180 Jahren Großbritannien in einem unverhohlenen Akt des Kolonialismus Argentinien die Inseln gewaltsam entrissen“ habe. Anfang Februar verlegte Großbritannien ein Atom-U-Boot vor die Inselgruppe und der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant erklärte, die Inseln notfalls „robust zu verteidigen“.

Den Bewohnern der Falklands dürften diese Worte gefallen, denn viele „Kelper“ haben noch grauenhafte Erinnerungen an den 74 Tage dauernden Krieg 1982, bei dem rund 250 britische und 650 argentinische Soldaten den Tod fanden. So ist auch völlig klar, wie das Referendum, das den Status quo untermauern soll, ausgehen wird. Die Falkländer sind und bleiben „Very british“ auf ihren kargen Eilanden.

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