© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/11 / 11. November 2011

Frisch gepresst

Erster Weltkrieg. Der schwedische Historiker und Vorsitzende der Nobelpreis-Jury Peter Englund hat 2008, ganz in Kempowski-Manier, von 19 Personen „Nektar gesammelt“ und zu einem ganz eigenen, aber nicht minder bemerkenswerten „Echolot des Weltkriegs“ zusammengetragen, dem man erst viel später die Ordinalia voranstellen wird. Vom 12jährigen Schulmädchen aus dem ostdeutschen Schneidemühl als einziger Nicht-Kombattantin über deutsche, französische, britische oder italienische Infanteristen Anfang zwanzig bis hin zum 45jährigen Feldchirurg der US-Armee beschreibt Englund überaus bildhaft und fesselnd die Erlebnisse und Eindrücke dieser Zeitzeugen mit höchst unterschiedlichem Dienstgrad und Verwendung von fast allen Fronten. Diese gelungene Form des Geschichtsepos, mit kundigem Anmerkungsapparat versehen, hat Englunds Werk dann auch zu Recht Übersetzungen in zehn verschiedene Sprachen beschert. Daß naturgemäß der Schrecken gegenüber der Schönheit überwiegt, dürfte jeden mit diesem „Scheißkrieg“ (Ernst Jünger) Vertrauten nicht erstaunen. (bä)

Peter Englund: Schönheit und Schrecken. Rowohlt Verlag, Berlin 2011, gebunden, 697 Seiten, Abbildungen, 34,95 Euro

 

Deutsch-Westungarn. Nach dem verlorenen Krieg 1918 wurden die Begriffe Cis- und Transleithanien für die k.u.k.-Reichshälften obsolet, trennte der kleine Fluß Leitha seit vielen Jahrhunderten zwar Österreich und Ungarn, war aber dennoch nie die ethnische Grenze zwischen dem germanischen und dem magyarischen Sprachgebiet. Das heutige Burgenland ist laut des Vertrages von St. Germain 1919 Österreich zugeschlagen worden. Allerdings ist als „Ergebnis einer Kette von Intrigen, Rechtsbeugungen und Betrügereien“, wie Ludwig Pfleger 1971 in der Eckartschrift „Ödenburg, das verlorene Herz des Burgenlandes“ schreibt, diese alte Hauptstadt – ungarisch Sopron – mit acht Umgebungsgemeinden abgetrennt worden. In der jetzt zum 90. Jahrestag der Volksabstimmung in Ödenburg im Dezember 1921 nachgedruckten Broschüre wird der überaus interessante, in der historischen Wissenschaft nur marginal behandelte Grenzkampf um Deutsch-Westungarn zwischen den beiden territorial arg gerupften Kriegsverlierern ausführlich dargestellt. (bä)

Ludwig Pfleger: Ödenburg, das verlorene Herz des Burgenlandes. Eckartschriften Heft 39. Österreichische Landsmannschaft, Wien 2011, broschiert, 93 Seiten, Abbildungen, 8,50 Euro

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