© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/11 11. März 2011
Bürgerkrieg in Libyen Da sind sie wieder, die grünen Kriegstreiber. Vom sicheren Schreibtisch aus wissen sie ganz genau, was in Libyen zu tun ist: eine Flugverbotszone errichten, den Diktator Gaddafi stürzen, der Opposition helfen, den Flüchtlingen sowieso, Demokratie schaffen. Man weiß nicht, was mehr verblüfft: der rasante Opportunismus, mit dem das frühere antiimperialistische Idol Muammar al-Gaddafi zum Bösewicht geworden ist oder die Bedenkenlosigkeit, mit der die selbsternannten Pazifisten einmal wieder mit anderer Leute Säbel rasseln. Flugverbotszone ist ein Euphemismus: Ohne massive militärische Intervention ist sie nicht durchzusetzen. Was das in einem Land bedeutet, in dem zivile Regierung und Opposition keine, Stammesrivalitäten dagegen eine sehr lange Tradition haben, sollte man sich vorher genau überlegen. Europas Interesse auf der mediterranen Gegenküste liegt nicht im Verbreiten universalistischer Prinzipien, sondern in der Sicherung stabiler Verhältnisse, unter denen das Erdöl fließt und potentielle Flüchtlinge im Lande bleiben. Jede Handlungsoption, Krieg eingeschlossen, muß sich daran messen lassen. Bevor man allerdings zu den Waffen greift, sollte man schon wissen, was man damit erreichen will oder kann und wie man wieder herauskommt. Ein Afghanistan reicht. |