© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/09 10. Juli 2009 ARD-Dokumentation Mahlzeit Deutschland: Von der Hungerküche zur Freßwelle Aber die deutsche Küche überhaupt, so Friedrich Nietzsches Klage im Ecce Homo, das seien die ausgekochten Fleische, die fett und mehlig gemachten Gemüse; die Entartung der Mehlspeise zum Briefbeschwerer! Ein Jahrhundert später sieht die Wirklichkeit anders aus, nicht nur wegen vielfacher Abkehr von traditioneller Hausmannskost. Auch nehmen sich immer weniger Menschen die Zeit, zu Hause zu essen. Selbst die Übersättigung sämtlicher TV-Kanäle mit ihren Kochshows ändert daran nichts womöglich bewirken diese ob ihrer virtuellen Opulenz gerade das Gegenteil. Ein wesentlicher Grund für die derzeit an U- und S-Bahnhöfen aus dem Boden sprießenden Fast-Food-Buden, die Asia-Nudelgerichte, Croissants, Nußecken oder Döner feilbieten, dürfte indes nicht nur in der Finanzkrise zu suchen sein, sondern ebenso in der aus einem Simultan-Leben und dessen Multitasking resultierenden Zeitnot. Dieser neue to go-Trend, der die Großstädter zum Essen und Trinken im Eiltempo zwingt, läßt die gute deutsche Küche in Vergessenheit geraten. Höchste Zeit also, innezuhalten! In der dreiteiligen Dokumentation Mahlzeit Deutschland! unternimmt die ARD einen Versuch hierzu. Die erste Folge (Von der Hungerküche zur Freßwelle) beleuchtet die deutsche Kochgeschichte in Ost und West. Hier begegnet uns Clemens Wilmenrod (Foto), der erste TV-Koch der deutschen Geschichte. Von ihm stammt die exotischste Kreation der Adenauer-Ära, der Toast Hawaii mit anderen Rezepten damals auch als Buch unter dem Titel Es liegt mir auf der Zunge veröffentlicht. In der zweiten Folge (20. Juli) geht es Vom Eisbein zur Pizza (27. Juli), während im dritten Teil der kulinarische Wandel Vom Saumagen zu Sushi nachvollzogen wird. Doch statt hier Kohl zu Wort kommen zu lassen, werden wieder Biolek, Mälzer und Wickert aufgeboten die abgekochte Fertigrezeptur. |