© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/07-01/08 21./28. Dezember 2007

Elterngeld und Geburtenrate
Staatliche Bevormundung
von Wolfgang Fenske

Die Meldung vom Anstieg der Geburtenrate um rund ein Prozent verbuchte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) für sich: Das Elterngeld habe die "Mitte der Gesellschaft" erreicht und den Kinderwunsch spürbar gefördert. Spitzenreiter ist Berlin: Mit 19.579 Geburten zwischen Januar und August 2007 liege die Geburtenrate der Hauptstadt 4,6 Prozent über dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Wer bis neun zählen kann, weiß zwar, daß gerade diese Geburten ihren Grund nicht in dem vor einem Jahr eingeführten Elterngeld haben. Aber der Trend ist deutlich.

Das Institut für Bevölkerung und Entwicklung sieht den Anstieg der Geburtenrate in einem "sich wandelnden Frauen- und Familienbild". Auch Erwerbstätige und Alleinerziehende entschieden sich nun öfter für ein Kind. Übersetzt heißt das: Die Mutter - im Osten war sie 2007 bereits mehrheitlich unverheiratet - steigt nach zwölf Monaten wieder ins Berufsleben ein, und für das Kind beginnt die Karriere Krippe, Kindergarten, Schule. Elterngeld bedeutet staatliche Bevormundung zugunsten privatwirtschaftlicher Prosperität. Eine bessere Vermittlung ihrer Interessen hätten sich Sozialdemokratie und Wirtschaft nicht wünschen können. Für das naive, völlig überforderte Bürgertum könnte diese unheilvolle Allianz das endgültige Aus bedeuten.


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