© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/07 14. Dezember 2007

UMWELT
Der neue Traum vom Biosprit
Volker Kempf

Die Strecke von Großbritannien bis nach Timbuktu im westafrikanischen Mali beträgt 7.200 Kilometer. Zwei britische Umweltschützer, Andy Pag und John Grimshaw, haben sich kürzlich aufgemacht, diese Strecke bis Mitte Dezember mit einem Geländewagen zurückzulegen, der mit aus Schokolade gewonnenem Biokraftstoff betrieben wird. 2.000 Liter Biodiesel führen die beiden 34 und 39 Jahre alten Briten im Auto mit. Zur Herstellung dieser Menge Biodiesel brauche man vier Tonnen Schokolade oder umgerechnet 80.000 Schokoriegel.

Die beiden Briten meinen, wenn sie die Strecke durch Frankreich, Spanien, Marokko und Mauretanien erfolgreich mit dem aus Schokolade gewonnenen Kraftstoff zurücklegen, dann spreche nichts mehr dagegen, Biodiesel als den marktgängigen Kraftstoff einzusetzen. Dabei illustriert die Aktion vor allem die Konkurrenzsituation zwischen Lebensmittel- und Biospritproduktion. Denn für Schokolade braucht man Milch, Kakao und Zucker. Nicht auszudenken, welche Mengen nötig sind, um alle Autos in der EU mit Biosprit zu betreiben. Nimmt man weggeworfene Schokolade, so ist eine Umwandlung in Biosprit sinnvoll. Nur wird nicht soviel Schokolade weggeworfen, daß daraus etwas zu gewinnen wäre.

Aber wo Menschen Träume haben, suchen sie weiter nach technisch intelligenten Lösungen. So wird momentan in Frankfurt am Main daran geforscht, aus Pflanzenabfällen Biosprit zu gewinnen. Hierbei kommt Salzsäure zum Einsatz, was den Einsatz von Energie voraussetzt. Wie groß der Wirkungsgrad und die verfügbare Menge an effizient umwandelbaren Abfällen ist, ist noch eine offene Frage. Aber grundsätzlich ist das einer der sinnvollsten Ansätze der Biospritgewinnung.


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