© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Meldungen

Britischer Oberrabiner kritisiert Multikulti

BERLIN. Der "ursprünglich gutgemeinte" Multikulturalismus hat sich nach Ansicht des Oberrabiners von Großbritannien, Jonathan Sacks, als "großer Irrtum" erwiesen. "Multikulturalismus hatte nicht Integration, sondern Abschottung bestimmter Gruppen zur Folge", schreibt Sacks in der Berliner Wochenzeitung Jüdische Allgemeine. Statt Toleranz zu fördern, seien multikulturelle Gesellschaften aggressiver, gespaltener und intoleranter geworden. Der Oberrabiner sieht deshalb die liberale Demokratie in Gefahr. In Großbritannien sei die Meinungsfreiheit bedroht. Eine Mischung aus politischer Korrektheit und religiösem Separatismus nutze die Großzügigkeit der Zivilgesellschaft aus. Religiöse Gruppen übten mit Boykotten und Kampagnen zunehmend Druck aus. Die Kultur zerfalle in verschiedene Glaubenssysteme, zwischen denen kein rationales Gespräch mehr möglich sei. Mit dem Multikulturalismus sind laut Sacks einheitliche Moral- und Wertvorstellungen schleichend verschwunden. Moral werde auf persönlichen Geschmack reduziert. Dies habe zur Folge, daß in Diskussionen "nicht das bessere Argument siegt, sondern der, der am lautesten schreit". Bestimmte Ansichten würden tabuisiert, "nicht, weil sie falsch sind, sondern weil sie angeblich die Würde derjenigen verletzen, die anderer Meinung sind". Die Träger solcher Ansichten würden dämonisiert: "Christen sind homophob, Konservative sind Faschisten, wer die traditionelle Ehe befürwortet, ist heterosexistisch, wer den jüdischen Staat verteidigt, ist Rassist." Politische Korrektheit werde zum Machtinstrument im Namen der Toleranz. "Diese Toleranz ist aber weit intoleranter als die klassische Intoleranz", so Sacks.

 

Gedenkfeier für Walter Kempowski

ROSTOCK. Fast 1.000 Menschen haben am Sonntag mit einer Gedenkfeier in der Rostocker Marienkirche den Anfang Oktober verstorbenen Schriftsteller Walter Kempowski (1929-2007) geehrt. Mit dem in Rostock geborenen Autor habe Deutschland einen außerordentlichen Künstler verloren, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) in seiner Festansprache. Ein Großteil seines literarischen Werkes habe Kempowski seiner Geburtsstadt Rostock gewidmet. Besonders mit der Romanreihe "Deutsche Chronik" habe er die Heimat seiner Familie einem Millionenpublikum bekannt gemacht und den Rostockern ein unvergängliches Denkmal gesetzt, unterstrich Ringstorff. "Wir verneigen uns vor einem großen Sohn Rostocks", sagte er. Am Rande der Feier kündigte Rostocks parteiloser Oberbürgermeister Roland Methling an, daß die Stadt demnächst eine Straße nach dem Schriftsteller benennen werde.

 

Harald Schmidt kürt Börne-Preisträger

FRANKFURT/MAIN. Harald Schmidt wird den Ludwig-Börne-Preisträger 2008 ernennen. Wie die Ludwig-Börne-Stiftung in Frankfurt mitteilte, hat der Entertainer Schmidt als diesjähriger Preisrichter das Recht, den Sieger "in alleiniger Verantwortung" auszuwählen. Mit dem 1993 erstmals vergebenen Preis werden hervorragende Leistungen im Bereich Essay, Kritik und Reportage geehrt. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Marcel Reich-Ra­nicki, Joachim Kaiser, Joachim Fest, Rudolf Augstein, Hans Magnus Enzensberger und zuletzt Henryk M. Broder. Der Preis, der an den Feuilletonisten Ludwig Börne erinnert, wird am 1. Juni 2008 in der Frankfurter Paulskirche zum 14. Mal überreicht.

 

Sprach-Pranger

"DJH Munich Guide - Naturwissenschaft und Technik"

Internetplattform des Landesverbandes Bayern des Deutschen Jugendherbergswerkes

 

Preis für Loriot

Der Humorist Vicco von Bülow alias Loriot wird mit dem Kulturellen Ehrenpreis 2007 der Stadt München ausgezeichnet. Er sei ein "Multikünstler" und der "Grandseigneur des deutschen Humors", hob die Jury hervor. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 21. Januar statt.


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