© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Antifa-Kampagne bringt Professor zu Fall
Vorwurf des Rechtsextremismus: Universität Leipzig beendet Zusammenarbeit mit Medienfachmann Michael Vogt / "Habe ITS-Erklärung nicht unterzeichnet"
Felix Krautkrämer

Nach einer knapp zweiwöchigen Kampagne gegen den Medienexperten Michael Vogt hat die Universität Leipzig die Zusammenarbeit mit dem Honorarprofessor beendet. Ihm waren Kontakte in die "rechte Szene" vorgeworfen worden.

Auslöser war ein Artikel von Spiegel online vom 12. November, in dem Vogt unter anderem seine Mitgliedschaft in der als rechtsextrem bezeichneten Münchner Burschenschaft Danubia vorgeworfen wurde. Zudem wurde der Medienwissenschaftler für seine Dokumentation "Geheimakte Heß" kritisiert, die mehrfach vom Nachrichtensender n-tv ausgestrahlt worden war. Darin waren auch Dokumente vorgelegt worden, die auf eine Friedensbereitschaft Hitlers gegenüber Großbritannien hinweisen sollen.

Aktueller Anlaß für den Artikel war aber eine Presseerklärung der damals noch bestehenden rechten Fraktion im Europäischen Parlament Identität/Tradition/Souveränität (ITS), auf der auch Vogts Name auftauchte. Der Erklärung war ein gemeinsames Treffen führender Vertreter rechter bis rechtsextremer deutscher Parteien mit der ITS-Fraktion in Straßburg Ende September vorausgegangen. Das Treffen hatte für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt, weil auch die Parteispitze der NPD daran teilgenommen hatte (JF berichtete mehrfach).

Spiegel online behauptete in dem Artikel weiter, daß Studenten unter anderem deshalb Vogts Rauswurf forderten. So wurde die Antirassismus-Referentin des Studentenrats der Universität Leipzig, Henrike Böhm, mit den Worten zitiert: "Es ist unerträglich, daß ein Rechtsaußen in Leipzig lehrt."

Nun kündigte die Leipziger Universität die Zusammenarbeit mit Vogt auf. Grund dafür seien "Vogts politische Aktivitäten außerhalb seiner Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig im Zusammenhang mit Veranstaltungen und Publikationen rechtsextremer Gruppen", so die Universität am Freitag in einer Pressemitteilung. Dennoch danke das Institut Vogt für seine "in den vergangenen Jahren geleistete Lehr- und Betreuungsarbeit, in der nach Aussagen der Studierenden zu keiner Zeit politische Auffassungen oder Aktivitäten eine Rolle gespielt" hätten.

Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT bestritt Vogt, daß er die im Anschluß an das ITS-Treffen veröffentlichte Erklärung unterschrieben hat. "Fakt ist: Ich war und bin nicht Parteimitglied in irgendeiner der dort anwesenden Parteien. In dieser Erklärung der versammelten höchsten Parteispitzen bin ich daher also völlig fehl am Platze", sagte Vogt.

Sein Rauswurf sei die Folge einer vom Studentenrat und dem Antirassismusreferat der Universität zusammen mit der Presse lancierten Kampagne.

"Meine historischen Filme sind der Grund - die ITS-Meldung war lediglich der Auslöser." Die Kampagne seitens der "Antifa" und des "Informationsdienstes gegen Rechtsextremismus" habe bereits 2003 begonnen, nachdem der Heß-Film insgesamt siebenmal bei n-tv ausgestrahlt worden sei.  "2006 wurde dann ein erster Anlauf in München gestartet, die politischen Helfershelfer der Antifa an den Unis gegen mich in Stellung zu bringen. Und Ende Oktober dieses Jahres passierte dasselbe jetzt in Leipzig", sagte Vogt.

Das vollständige Interview mit Michael Vogt im Internet unter www.jungefreiheit.de/Nachrichten.208.0.html


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen