© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/07 23. November 2007

Zeitschriftenkritik: Afrika-Post
Kontinent der Kontraste
Werner Olles

Herausgegeben seit 1978 von der Deutschen Afrika Stiftung e.V. erscheint die Zeitschrift Afrika-Post mit dem Untertitel "Magazin für Politik, Wirtschaft und Kultur" vierteljährlich mit einem Umfang von ca. 90 Seiten. Die Beschäftigung mit Afrika als einem "Kontinent der Kontraste", mit der afrikanischen Kultur und natürlich der problematischen wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in vielen Staaten ist ihr Hauptanliegen. Schwerpunktmäßig befaßt sich die aktuelle Ausgabe 3/07 mit einigen Aspekten der Luftfahrt in Afrika, doch kommen daneben auch die politischen und kulturellen Themen nicht zu kurz.

So schreibt Carsten Habacker über kriminelle Netzwerke in Ghana, einem Zentrum für Drogenhandel, Waffenschmuggel und Internet-Kriminalität. Vor allem die Unfähigkeit des Staates, effektive Mechanismen zu schaffen, welche den rasanten Aufschwung der sogenannten African Criminal Networks (ACN) verhindern, begünstigt die negative Entwicklung in diesem westafrikanischen Land. Sie beeinflußt das alltägliche Leben der Menschen maßgeblich und untergräbt allmählich die öffentlichen Institutionen.

Das hat Auswirkungen auf Deutschland, wo nach Angaben Habackers ein Drittel der wegen Drogendelikten verhafteten Kriminellen aus Westafrika stammt. Auch in Österreich sind es jährlich über 1.100 Personen. Der Autor sieht dies als Beweis dafür, daß die Exekutivorgane in Afrika nicht in der Lage sind, Herr über die kriminellen Netzwerke zu werden. Hinzu kommt die große Einflußnahme dieser Banden auf die Bevölkerung, besonders auf Polizei, Justiz, Zoll, Bankenwesen und nicht zuletzt auf korrupte Politiker.

Über die anhaltende Krise im südafrikanischen Simbabwe schreibt Daniel Cord, daß die Lage dort tatsächlich verheerend sei. Die Simbabwer leiden unter Arbeitslosigkeit, Hunger, Verelendung, Migration, Währungsverfall und staatlichen Übergriffen, die die verfehlte Politik des diktatorisch regierenden Präsidenten Robert Mugabe zu verantworten hat. Seitdem dieser 2000 die verfassungswidrigen Landenteignungen anordnete, hat sich die Situation in der seit April 1980 unabhängigen Republik zugespitzt. Oppositionelle Kräfte werden durch die Gewalt der Sicherheitsorgane eingeschüchtert und festgenommen. Doch trotz der kritischen Lage versuchen in- und ausländische Nichtregierungsorganisationen, aber auch die Kirche, zwischen den Vertretern der verfeindeten politischen Lage zu vermitteln und auf Versöhnung und Einhaltung der Menschenrechte hinzuweisen und fördern zahlreiche soziale Projekte, unter anderem die ehrenamtliche Betreuung von Aids-Waisenkindern.

Die Spaltung der in Namibia regierenden SWAPO in einen "konservativen" Flügel um den Staatspräsidenten Sam Nujoma und einen "progressiven" Flügel um den früheren Außenminister Hidipo Hamutenya beschreibt ein weiterer Beitrag mit dem Titel "SWAPO zwischen Gestern und Morgen". Die "Progressiven", die einen pragmatischen Kurs einschlagen wollen, profitieren dabei von einer Klage gegen Nujoma und andere Spitzenfunktionäre beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen der Folterungen angeblicher "Verräter" im Süden Angolas in den achtziger Jahren.

Anschrift: Klaus Hess Verlag. Sudetenlandstr. 18, 37085 Göttingen. Der Einzelpreis beträgt 9 Euro, das Jahresabo kostet 39 Euro. Internet: www.deutsche-afrika-stiftung.de


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