© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/07 26. Oktober 2007

UMWELT
Rettet die Ostsee
Volker Kempf

An Gesinnungsbekundungen, die Weltklimaveränderung eingrenzen zu wollen, hat es in letzter Zeit nicht gefehlt. Ob das wesentlich mehr bringt als einen großen Publizitätsgewinn für Politiker, wäre zu hinterfragen ein eigenes Thema wert. Fest steht, daß andere Umweltthemen, die nicht minder Handlungsbedarf zeitigen, in den Medien kaum mehr als für einen Zwischenruf gut sind. Da wäre konkret das "Ostseesterben" zu nennen: 70.000 Quadratkilometer des Ostseebodens, was einem Sechstel der Gesamtfläche entspricht, ist mittlerweile eine Todeszone. Die Ursachen sind klar: Eine Million Tonnen Stickstoff und 35.000 Tonnen Phosphor jährlich führen zu Algenblüten, deren Absterben dem Wasser Sauerstoff entzieht, so daß dort kein Fisch mehr leben kann.

Deutschland soll seine Einträge, die vor allem aus der Landwirtschaft stammen, um 250 Tonnen Phosphor und 5.600 Tonnen Stickstoff senken. Das ist im Vergleich zu den Möglichkeiten, den Klimawandel abzuschwächen, leicht zu leisten. Doch die Landwirtschaftsminister des Bundes und des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Horst Seehofer (CSU) und Till Backhaus (SPD), lehnen ab. Daß es anders geht, machen Nachbarländer wie Polen vor. Was für ein Armutszeugnis für ein sich oft so umweltfreundlich gebendes Land! Vor diesem Hintergrund fordert der WWF ein Machtwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel, damit ein Scheitern der Ostseeschutz-Konferenz Helcom am 15. November in Krakau abgewendet wird. Es wäre schön, wenn die CDU-Chefin nicht nur für das Klima nach Grönland fliegt und von Konferenz zu Konferenz eilt, sondern einfaches konkretes Handeln einfordert. Noch darf man hoffen. Bisher herrscht aber noch immer Schweigen im Walde.


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