© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/07 12. Oktober 2007

Teuflische Karikaturen:
Grenzen der Freiheit
Christoph Martinkat

Wer erinnert sich nicht daran? Massenproteste in Teheran, Damaskus und Kairo. Straßentumulte mit Toten und Verletzten, brennende Botschaftsgebäude, Boykott von dänischer Butter. Und warum das alles? Wegen zwölf Karikaturen in einer dänischen Tageszeitung. Knapp zwei Jahre nach der Aufregung um die Mohammed-Karikaturen wirft die Dokumentation "Teuflische Karikaturen" (Di., 16. Oktober, 20.40 Uhr, Arte) die Frage auf: Warum löste die Veröffentlichung der Zeichnungen einen derartigen Aufruhr aus? Zumal alles harmlos begann: Kåre Bluitgen, ein dänischer Kinderbuchautor, suchte für sein Buchprojekt über den Propheten Mohammed nach einem Illustrator. Mohammed abzubilden, wußte Bluitgen, ist zwar im Islam untersagt, doch erstens ist Dänemark ein säkulares Land und zweitens hatte er selbst nur die besten Absichten.

Eine skandinavisch unaufgeregte Variante

Dennoch fand sich kein Zeichner zur Mitarbeit bereit. Daraufhin forderte Flemming Rose, Kulturchef der Jyllands-Posten, die namhaftesten Karikaturisten Dänemarks auf, den Propheten Mohammed zu karikieren, um herauszufinden, "wie weit die Selbstzensur in der dänischen Öffentlichkeit geht". "Teuflische Karikaturen", ausgestattet mit einer gesunden Mischung aus Respektlosigkeit und trockenem Humor, kommt wie eine skandinavisch unaufgeregte Variante eines Michael-Moore-Films daher. Filmemacher Karsten Kjaer bereiste eigens Staaten wie Libanon, Syrien und sogar den Iran, um den Multiplikatoren der absurden Gewaltspirale - religiöse Führer, Intellektuelle und Kämpfer - erhellende bis groteske Interviews abzuringen.


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