© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Meldungen

Vom Naturalienkabinett zum Forschungszentrum

BERLIN. Das Mitte Juli mit der Ausstellung "Evolution in Aktion" in neuem Glanz erstrahlte Berliner Museum für Naturkunde geht auf eine Gründung als kurfürstliches Kuriositätenkabinett zurück. Der Ruch eines Mausoleums, das nur Beinchen- und Borstenzählern einen Tummelplatz bietet, haftet seitdem daher nicht nur der Berliner Einrichtung an. Matthias Glaubrecht, Abteilungsleiter Forschung in dem mit 60 Wissenschaftlern besetzten Berliner Museum, präsentiert seine Arbeitsstätte hingegen nicht nur als eines der mit 30 Millionen naturkundlichen Objekten weltweit größten Daten-Archive, sondern sieht es auch als modernes Zentrum innovativer Grundlagenforschung, das Basisdaten für den Arten- und Naturschutz, den Klimawandel und die Ressourcen der Menschheit parat halte. Im Zentrum der Forschungsaktivitäten scheinen nach Glaubrechts Darstellung jedoch immer noch ungelöste Probleme der Evolutionsbiologie zu stehen. Welche Bedeutung aber die vielleicht gelösten, von der Vergangenheit gestellten Rätsel der Entstehung von Biodiversität oder des eventuell extraterrestrisch verursachten Aussterbens der Dinosaurier für die Zukunft des Planeten haben könnten, darauf bleibt Glaubrecht die Antwort schuldig (Humboldt Spektrum, 2/07).

 

Zur Islamisierung deutschen Rechts

TÜBINGEN. Anfang 2007 verweigerte eine Frankfurter Amtsrichterin einer Muslimin Prozeßkostenhilfe, da der Koran die Züchtigung der Ehefrau erlaube. Trotz feministischer Skandalisierung der Entscheidung blieb die prinzipielle Frage nach dem Ausmaß der Islamisierung deutschen Rechts ungestellt. Ihr wendet sich der Erlanger Zivilrechter Mathias Rohe zu (Juristen Zeitung,17/2007). Rohe zeigt auf, daß islamische Normen im bürgerlichen Recht bereits auf verschiedenen Ebenen zur Anwendung gelangen, ohne daß dieses Faktum für öffentliche Erregung gesorgt habe. So akzeptiere deutsches Familien- und Erbrecht punktuell die polygame islamische Ehe. Auch das Sozialrecht trage zur "Mitfinanzierung derartiger Lebensformen" bei, was für Rohe "jenseits der Zumutbarkeistgrenze" liegt. Der "Antidiskriminierungs-Schutz" erleichtere seit kurzem die mittelbare Drittwirkung des Grundrechts "Religionsfreiheit" in privatrechtlichen Verhältnissen. Im Strafrecht gebe es Tendenzen, auf der Schuldebene kriminelles Verhalten wie "Ehrenmorde" mit kulturellen Prägungen zu "relativieren". Doch diesen alarmierenden Befunden zum Trotz wiegelt Rohe ab: Obwohl er den "Glauben" als trojanisches Pferd in der "Zuwanderergesellschaft" erkennt, warnt er vor "historisierender Verfassungsinterpretation", die Religionsfreiheit fürs Christentum reserviere.

 

Bundeswehr-Ausstellung zu Stauffenberg

SIGMARINGEN. Die völlige Abkopplung der Bundeswehr von historischen Vorläufern vor 1955, die in der Regel als "vordemokratisch" abqualifiziert werden, war das oberste Ziel des früheren Verteidigungsministers Volker Rühe. Allenfalls bei der Würdigung des 20. Juli hat man davon Abstand genommen. Das dokumentiert auch die noch bis zum 15. November 2007 - dem hundertsten Geburtstag Stauffenbergs - andauernde Ausstellung in der Sigmaringer Graf-Stauffenberg-Kaserne, für die die 10. Panzerdivision verantwortlich zeichnet. Obwohl hinter dem Kasernentor nicht sehr publikumsträchtig präsentiert, konnte die gelungene Schau bereits 2.500 Besucher begrüßen (Kontakt: 0 75 71/12 44 oder BernhardWaldvo gel@bundeswehr.org).

 

Erste Sätze

Komm' Kamerad! Wir können schlafen gehn, der Tag ist da!

Walter Flex: Im Felde zwischen Nacht und Tag, München, 1917


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