© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Aufgeschnappt
Schule mit Anregungen
Matthias Bäkermann

Im badischen Rastatt hat der im Dezember das Amt des Oberbürgermeisters übernehmende CDU-Politiker Hans Jürgen Pütsch eine Korrektur der "integrationsfeindlichen" Schulpolitik seines Vorgängers angekündigt. "Ich werde im Gemeinderat dafür werben, daß das Thema in eine neue Richtung gelenkt wird", verspricht der gerade mit knapper Mehrheit gewählte Pütsch medienwirksam. Hintergrund ist die Wiedereinführung des "muttersprachlichen Unterrichts" für ausländische Kinder, in welchem der Schulstoff vorwiegend auf türkisch oder arabisch gelehrt wurde. Pütschs parteiloser Vorgänger Klaus-Eckard Walker hatte seinerzeit diese Unterrichtsform als "Integrationshemmnis" abgeschafft, da sie "den Migranten die Mystik ihres Herkunftslandes" erhalte und damit die Eingliederung in die örtliche Gesellschaft nicht fördere.

Walker als Vertreter der Schulträger hatte sich daraufhin den Zorn türkischer Eltern zugezogen, die Türkisch als Lehrsprache erhalten wollten. Ihre Klage beim Verwaltungsgericht Karlsruhe auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung hatte man dort jedoch in diesem Sommer abgelehnt und "muttersprachlichen Zusatzunterricht" als "Privatsache" qualifiziert. Doch scheinbar hat die rechtsprechende wenig Einfluß auf die ausführende Gewalt. Pütsch, der mit seinem Schritt eine "Bürgergesellschaft" statt einer Parallelgesellschaft befördern will, steht damit übrigens in Einklang mit den Parteifreunden in Nordrhein-Westfalen. Dort setzen auch die CDU-Minister Barbara Sommer (Bildung) und Armin Laschet (Integration) auf muttersprachlichen Unterricht, da für die Migrantenkinder nur Deutsch im Unterricht zu "anregungsarm" sei.


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