© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Deutsches Kanonenfutter
von Doris Neujahr

Der afghanische Präsident Karsai hat mit seiner Einladung an die Taliban zu Verhandlungen und Regierungsbeteiligung den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck zum Mann des Tages gemacht. Als Beck vor Monaten das gleiche forderte, zog er sich Hohn und Spott zu. Wäre Beck freilich mehr als ein blindes Huhn, das ein Korn gefunden hat, würde er jetzt eine Debatte über das Ende des Hindukusch-Abenteuers anstoßen.

Karsai räumt ein, daß der Krieg gegen die Taliban nicht zu gewinnen, eine Befriedung des Landes ohne sie unmöglich ist. Damit ist die Geschäftsgrundlage der Militäreinsätze entfallen, die auf die Modernisierung Afghanistans setzten. Die Zielstellung war bestenfalls naiv. Wie recht Karsai mit seiner Einschätzung hat, zeigt die Reaktion der Taliban, die Verhandlungen vom Abzug der ausländischen Truppen abhängig machen. Ihnen geht es nicht mehr nur um Schonung, sondern um den Sieg.

Es wäre zu prüfen, wer von den Politikern und Journalisten, die eine Verlängerung des Bundeswehreinsatzes fordern, den Spruch "Soldaten sind Mörder" verteidigt und das Spiel deutscher Soldaten mit afghanischen Totenschädeln im vergangenen Jahr zum Skandal aufgeblasen hat - obwohl letzteres nur ein Versuch der Rekruten war, mit ihrer Todesfurcht fertigzuwerden. Der Verdacht liegt nahe, daß sie junge Deutsche als Kanonenfutter für einen wirren Internationalismus, für die Wahnidee einer weltweiten Menschenrechtsbeglückung betrachten.


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