© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Unklare Rollenverteilung
von Paul Rosen

Die CSU hat den Führungswechsel auf ihrem Parteitag gut über die Runden gebracht. Zugleich hat sie sich aber ein neues Problem geschaffen. Nördlich des Weißwurst-Äquators weiß man nicht so recht, wer jetzt eigentlich das Sagen hat: Erwin Huber oder Günther Beckstein. Wenn die Partei etwas zur Landespolitik beschließt, muß der Parteivorsitzende Huber dies dem Ministerpräsidenten überbringen. Er ist dann sozusagen der Chef vom Beckstein. Andererseits ist Huber Becksteins Untergebener, weil der Ministerpräsident Huber, der im neuen bayerischen Kabinett vermutlich Finanzminister wird, Befehle erteilen kann.

Die unklare Rollenverteilung zwischen den beiden wird nicht nur Kabarettisten Gelegenheit zum Spott geben, sondern in der realen Politik für Verwirrung und in der Nach-Stoiber-CSU vielleicht für den schnellen Ausbruch von Machtkämpfen sorgen. Außerdem droht Huber, daß er in Berlin nicht ernst genug genommen wird. Es gibt nur eine Lösung. Huber muß so schnell wie möglich nach Berlin gehen und in der Großen Koalition ein Ministeramt übernehmen.

Der CSU-Parteitag hat jedoch durch die Wahlergebnisse eine Lösung schwer gemacht. Eigentlich ist Landwirtschaftsminister Horst Seehofer nach seinen privaten Eskapaden für einen Rücktritt fällig. Doch der Ingolstädter verlor im Wettstreit um den Vorsitz zu knapp. Als stellververtretender Parteivorsitzender erhielt er sogar ein Ergebnis über 90 Prozent. Er fühlt sich nicht geschwächt, sondern sogar noch bestärkt und denkt nicht an Rücktritt.


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