© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

BRIEF AUS BRÜSSEL
Der Brüsseler Multikulti-Wahn
Andreas Mölzer

Die EU-Kommission treibt ein unerträgliches Verwirrspiel auf dem Rücken der Bürger: Zuerst hieß es, Nicht-EU-Bürger sollen eine auf drei Jahre befristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erhalten, wenig später sprach Sozialkommissar Vladimír Špidla von einem Zeitraum bis zu zehn Jahren. Einmal behauptete die Brüsseler Behörde, daß durch die "Blue Card" der Facharbeitermangel in der EU behoben werden soll, dann war die Rede davon, daß der Bevölkerungsschwund wettgemacht werden soll. Nun wälzt EU-Innenkommissar Franco Frattini Pläne, in den nächsten 20 Jahren 20 Millionen Zuwanderer in die EU zu holen. Frattinis Aussagen sind insofern bemerkenswert, als er nicht einer Linkspartei, sondern der rechten Forza Italia von Silvio Berlusconi angehört.

In ihrem Multikulti-Wahn scheinen Frattini und seine EU-Kommissarskollegen vergessen zu haben, daß die Zuwanderung kein Allheilmittel zur Lösung der Probleme Europas ist. Denn bereits heute leben Millionen Zuwanderer hier, deren Integrationsbereitschaft zu wünschen übrigläßt. Es haben sich Parallelgesellschaften gebildet, nicht wenige der islamischen Einwanderer haben für die christlich-abendländische Kultur ihres Gastlandes nur Verachtung übrig. Welch hohes Sicherheitsrisiko dies in sich birgt, wurde in der vorigen Woche in Österreich durch die Verhaftung von drei islamischen Fundamentalisten, die Kontakte zum Al-Qaida-Terrornetzwerk haben sollen, erneut bestätigt.

Sollte sich Frattini mit seinem Vorhaben, die Massenzuwanderung voranzutreiben, durchsetzen, dann ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis es zu einer unumkehrbaren Ethnomorphose (zu deutsch: "Umvolkung") Europas kommt. Schließlich ist bereits heute am Straßenbild europäischer Großstädte abzulesen, welch gewaltiger Druck von den Scharen von Zuwanderern auf die historisch gewachsenen Völker dieses Erdteils ausgeht.

Europas derzeit wohl schwerwiegendstes Problem ist der dramatische Geburtenschwund mit all seinen negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sowie auf die Sozialsysteme. Doch entgegen den Vorschlägen aus den vom politisch korrekten Zeitgeist durchfluteten Brüsseler Eurokraten-Burgen muß verhindert werden, daß sich in den kommenden Jahren das ethnisch-kulturelle Antlitz Europas verändert. Der herrschende Facharbeitermangel ist in erster Linie durch Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensiven zu beheben. Und erst dann, wenn der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften im Inland nicht gedeckt werden kann, kann als Notlösung ein Saisoniermodell herangezogen werden. Dabei ist freilich darauf zu achten, daß strenge Voraussetzungen erfüllt werden, damit es nicht zu einer Zuwanderung durch die Hintertür kommt. Insbesondere darf es für Saisoniers keinen sogenannten Familiennachzug geben, die Verträge dürfen nur auf maximal drei Jahre abgeschlossen werden und der Betreffende muß sich schriftlich verpflichten, nach Ablauf seines Vertrages wieder in sein Heimatland zurückzukehren.

All diese Maßnahmen können den beklagten Facharbeitermangel freilich nur kurz- und mittelfristig lindern. Wenn jedoch eine dauerhafte Lösung gefunden werden soll, die Europas Zukunft langfristig sichert, muß schleunigst mit einer geburtenfördernden Politik begonnen werden.

 

Andreas Mölzer ist Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung "Zur Zeit" und seit 2004 FPÖ-Europaabgeordneter.


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