© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Thomas Hoof
Herr des Schönen
von Ellen Kositza

Selbst in Zeiten ganzjähriger "Aktionsangebote" ist der gerade veranstaltete Sommerschlußverkauf noch beliebt. All die Superschnäppchen noch einmal "herabgesetzt": Das zieht immer. Es gilt: "Alles muß raus!" Regale frei für den letzten Schrei - stets aufs neue mit baldigem Verfallsdatum. Eine Bastion gegen diese Wegwerfkultur stellt das Versandhaus Manufactum dar (www.manufactum.de), das - zum Bedauern vieler - eben vom Otto-Versand gekauft wurde.

"Es gibt sie noch, die guten Dinge", lautet seit 1989 der Werbespruch, mit dem Gründer und bisheriger Geschäftsführer Thomas Hoof seine exquisite Warenwelt präsentiert. Ob Haushaltsgeräte, Garten- oder Bürobedarf: Man setzt auf konservative Wertigkeit: Emaille, Keramik und Leinen statt Plastik und Kunstfaser, alte Handwerkskunst statt Massenproduktion mit absehbarer Halbwertszeit. Was mitunter - ein Gerücht, daß es durchgängig so wäre! - den Preis herkömmlicher Discounterware ums Dreifache übersteigt, mag dafür noch ins Erbteil der Enkel eingehen und erfreut - Stichwort "Alltagsästhetik" - das Auge dazu.

Bewußt setzt sich Hoof auch vom herkömmlichen Marketing-Klamauk ab, Werbedeutsch und wohlfeile Ranschmeiße zählen nicht zum Angebot. Im Gegenteil, die Texte seines gediegenen Warenkatalogs erfreuen sich Rezensionen in Literaturzeitschriften, und seine kulturkritischen Kundenbriefe darf man unter der Rubrik des feingeistigen Essayismus verbuchen.

In Hoof erfährt der Begriff des Wertkonservativen seine Personifizierung. Er bewahrt jene Produkte vor dem "Aussterben", die das nicht verdient haben und läßt - durch eigene Designer und altansässige Manufakturen - neue entwerfen und fertigen. So rettet er, was durch den Markt der angeblichen Innovationen ausgebootet wurde.

Der 59jährige lernte Buchhändler und führte später die Geschäfte der Grünen in NRW. Mittlerweile beschäftigt er im Altbau seiner Versandhauszentrale in Waltrop nahe Dortmund und Essen 150 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von - garantiert nachhaltigen - 100 Millionen Euro. Längst unterhält er Warenhäuser in zahlreichen Großstädten und zählt zudem den Manuscriptum-Verlag zum Familienbesitz. Neben vergessenen Autoren und Neuauflagen erlesener Kinderbücher gehören aktuelle Scharfdenker wie Hans-Hermann Hoppe und Volker Zastrow zu den Hausautoren. Wer Hoof persönlich kennenlernt, berichtet von einem höflichen und bescheidenen Menschen, seinem auffallend kollegialen Umgangston mit Angestellten und schwärmt von seiner Belesenheit, die ihresgleichen sucht.

Eben ist der neue Warenkatalog Nr. 20 - stets schnell vergriffen! - erschienen. Aber es lohnt auch noch im Gartenkatalog zu schmökern: Warum nicht einen Apfelbaum pflanzen, da die Obstpalette aus dem Supermarkt nur mehr wässerigen Verdruß bereitet? Mit Kaiser Wilhelm ("gut würzig, rosafarbene Blüte") und Prinz Albrecht von Preußen ("sonnenseits karminrot") gegen Granny Smith: Wie wärs?


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