© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Aufgeschnappt
Durchgreifende Strafen
Matthias Bäkermann

Mittlerweile gibt es bei der Berliner Polizei das Prinzip der "klaren Kante". Mehr noch als gegenüber den Hauptstadt-Kriminellen gilt diese im internen Verkehr. So überraschte am Montag die Meldung, daß ein Fachlehrer der Landespolizeischule "mit sofortiger Wirkung von seiner Aufgabe entbunden" wurde, weil er Polizeischülern, die es mit der Pünktlichkeit bei Unterrichtsbeginn nicht so genau nahmen, Liegestütze vor der Klasse zumutete. Zusätzlich werden jetzt "dienstrechtliche Konsequenzen" gegen den brutalen Ausbilder der Anwärter auf den mittleren Dienst "geprüft". Gegen welche spezielle Dienstanweisung der Fachlehrer verstoßen hatte, konnte Verena Siekierka, Sprecherin der Berliner Polizei, nicht genau erklären. "Der Ausbilder hat die Verhältnismäßigkeit nicht beachtet. Er hätte stattdessen lieber das Gespräch suchen sollen." Ansonsten hält sich die Polizei bedeckt, wie lange wie viele Schüler der körperlichen Tortur ausgesetzt waren. Man wolle mit der Meldung schließlich nur "offen dokumentieren, daß man diese Zustände nicht dulde".

Diese insgesamt etwas dünnhäutige Reaktion der Landespolizeischule in Berlin-Spandau gründen vielleicht in den mehrfachen schlagzeilenträchtigen "Skandalen". Sogar der Zentralrat der Juden schreckte im Februar alarmiert auf, als ein Holocaustüberlebender nach einem Vortrag antisemitische Ausfälle beklagte, was sich später jedoch als haltlos erwies. Zudem dozierte dort ein Richter, der "in rechten Zeitungen" (JF 31-32/07) schrieb. Nachdem nun erste faschistoid anmutende Lehrmethoden ausgemerzt wurden, dürfte der Weg zurück in unsere Zivilgesellschaft aber bald geschafft sein.


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