© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Ein echter Putin
von Wolfgang Seiffert

Die Ersetzung der russischen Regierung Fradkow durch die Regierung Subkow wenige Monate vor den Duma- und Präsidenten-Wahlen ist natürlich Wahlkampf - aber nicht nur. Es ist auch Strategie und Machtplanung. Das Regierungsprogramm (Bekämpfung der Korruption, Stabilität der wirtschaftlichen Entwicklung und des Rubels, Verbesserung der Alters- und Gesundheitsversorgung, Erhöhung der Armee-Gehälter um 15 Prozent) zielt auf Stimmenmaximierung. Die Regierungsumbildung sorgt zudem für die personelle Besetzung mit eindeutigen Vertretern der Politik von Präsident Wladimir Putin, zu denen Wiktor Subkow seit der gemeinsamen St. Petersburger Zeit in den neunziger Jahren unzweifelhaft gehört.

Das Revierement ist auch vorteilhaft für den bisherigen obersten Finanzkontrolleur Rußlands, der "nicht ausschließt", 2008 für das Präsidentenamt zu kandidieren. Natürlich nur, wenn er als Regierungschef erfolgreich war. Doch der jetzige Präsident wäre kein echter Putin, würde er nicht doch alles offen lassen. Er sehe mindestens fünf Personen, die für das Amt geeignet wären. Namen? Natürlich keine. Mit 66 Jahren wäre Subkow sicher ein Präsident, der das Amt vier Jahre ausüben könnte, bis Putin selbst verfassungsrechtlich wieder antreten könnte. Daß er das nicht ausschließt, sagte er immerhin. Was er in der Zwischenzeit machen wird, ließ er offen. Auf alle Fälle demonstrierte er wieder einmal, was man in Rußland alles tun kann, ohne die Verfassung zu ändern oder zu verletzen.


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