© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/07 07. September 2007

Meldungen

Kinderarmut Teil der alten "sozialen Frage"

FREIBURG. "Das liberal-konservative Feuilleton" sei schuld daran, daß es gegen die Kinderarmut in Deutschland kein politisches Rezept gebe. Denn Journalisten, so der beim Caritas Verband der Erzdiözese München tätige Thomas Steinforth, basteln unentwegt an jenen "Verurteilungsstrukturen", die Kinderarmut von einem gesellschaftlichen zum privaten Problem herabstufen und das Elend dem politisch nicht beeinflußbaren "Fehlverhalten der Eltern" zuschieben (Stimmen der Zeit, Heft 7-8/07). Tatsächlich sei die Situation von 1,7 Millionen Kindern, die das Statistische Bundesamt hierzulande als "armutsgefährdet" einstuft, ein Teil der klassischen "sozialen Frage", die aus der "Einkommensarmut" der breiten "Unterschicht" resultiere. Die bisherige "Armutsverwaltung" dieser "Abgehängten" des Arbeitsmarktes berge zwar nicht die Gefahr der "Destabilisierung des politischen Systems", müsse aber auf Dauer zu einer "Aushöhlung der Demokratie" führen, da inzwischen zehn Millionen armutsbetroffene Bürger kein Interesse am Gemeinwesen zeigen. Anders als der Benediktiner Abtprimas Notker Wolf (JF 34/07), dessen "liberale" Wirtschaftsphilosophie er für unvereinbar mit der katholischen Soziallehre hält, setzt Steinforth eher auf Strategien im Kampf gegen die Armut, wie sie die Linkspartei propagiert: Mindestlohn, berufliche Qualifikation, die ihren Ausgang schon in der Kindestagesbetreuung nehmen soll, "Konsum-Erziehung" der Eltern. Staatliche Aktivität sei hier endlich gefragt, aber auch die "zivilgesellschaftliche" Initiative der Kirchen und Wohlfahrtsverbände sowie der Unternehmen, die wohl am besten zur Armutsprävention beitrügen, wenn sie nicht weiter "Hungerlöhne" anböten.

 

Barockgarten: Halt gebendes Erlebnis

SCHLESWIG. Kaum aus Illinois zurück, wo das brutale Motorola-Management dem notorisch US-freundlichen Ministerpräsidenten die Schließung des Flensburger Zweigwerks verkündete, nachdem die Kieler Landesregierung den "Standort" mit 26 Millionen Euro subventioniert hatte, eilte Peter Harry Carstensen (CDU) am 26. August zu einem ungleich erfreulicheren Termin: der Eröffnung des wiedererstandenen Barockgartens auf Schloß Gottorf, die er zusammen mit Kulturstaatsminister Neumann und Dänemarks Prinzessin Benedikte zelebrierte. Anders als in Flensburg hat hier zudem privates Engagement den Steuerzahler geschont und einen neuen kulturellen Glanzpunkt im Land zwischen den Meeren geschaffen. Kunsthistoriker, Gartenarchitekten, Geowissenschaftler,  Landschaftsplaner und das Kieler Universitätsinstitut für Landschaftsökologie sorgten in einer seit 1993 währenden Filigranarbeit dafür, den nach italienischem Vorbild 1637 angelegten frühbarocken Terrassengarten zu restituieren. Im 19. Jahrhundert, als Schloß Gottorf preußische Kaserne wurde, hatte man das Areal aufgeschüttet und als Exerzierplatz genutzt. Erst 2002 gruben Archäologen die Fundamente wieder aus. 2005 wurde auch der einstige architektonische Mittelpunkt eröffnet, das Gebäude mit dem neugeschaffenen, symbolträchtigen "Gottorfer Globus". Wenn dazu jetzt der Garten "erlebbar" werde, so Gottorfs Museumsdirektor Herwig Guratzsch, trete der Besucher in einen "Halt gebenden Gesamtzusammenhang ein", wo ihm die "unauflösbare Verbundenheit unserer Erde mit dem Kosmos" vor Augen trete.

 

Erste Sätze

In den Anfangsjahren des Jahrhunderts geboren, berichte ich hier, wie ich seine Geschichte an mir selber erfuhr, wie sie mir zum Schicksal wurde.

Eugen Gerstenmaier: Streit und Friede hat seine Zeit. Ein Lebensbericht, Frankfurt am Main, 1981


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