© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/07 07. September 2007

Zeitschriftenkritik: The Clarion Review
Texte für den Überbau
Wolfgang Fenske

Gibt es einen Unterschied zwischen einem Konservativen und einem "Rechten"? Wenn ja, dann könnte man diesen Unterschied (bar jeder Theorie) vielleicht so beschreiben: Während der "Rechte" seine politischen Anliegen gegenüber inneren und/oder äußeren Feinden zu erstreiten sucht, geht es dem Konservativen letztlich darum, sich und andere in einen übergeordneten metaphysischen Zusammenhang einzufügen. Nicht also das dualistische Gegenüber motiviert den Konservativen, sondern der einende Überbau, in dem jedes Gegenüber letztlich aufgehoben ist.

In Deutschland wird ein solcher Konservatismus von den Sachwaltern des politischen Tagesgeschäfts gern als romantisch oder schöngeistig abgetan. In den Vereinigten Staaten ist er seit kurzem mit einer eigenen Zeitschrift am Markt: The Clarion Review - was man frei mit "Die schallende Kritik" übersetzen könnte. Dabei ist der Untertitel Programm: Lautete er bislang "a journal against dualism" ("Eine Zeitschrift gegen den Dualismus"), formulierte man ihn mit der nun vorliegenden Ausgabe 3/2007 um in "a journal for life in the Body". Wer des Englischen mächtig ist, weiß, das Großgeschriebenes stets auf einen spezifischen Inhalt verweist. Und so deutet der "Leib", von dem hier die Rede ist, zwar zunächst auf die leibliche Dimension menschlicher Existenz, dann aber auch und ausdrücklich auf die "vollkommenste Form" einer solchen Existenz: auf den "Leib Christi".

Unbeschadet dieser Erläuterung im Vorwort versteht sich The Clarion Review als (meta-)politische Zeitschrift. Daß praktisch alle Beiträge, zumal im aktuellen Heft unter dem Thema "Betrachtungen zum Leib",  auch als theologische gelesen werden können, liegt an der Doppelperspektive des Herausgebers J. David Price. Er folgte schon vor Jahren einem unter Amerikas konservativen Christen verbreiteten Trend und konvertierte von der reformierten zur Antiochenisch-orthodoxen Kirche. Nach orthodoxer Anschauung - und in ebendieser ist der "Überbau" von The Clarion Review zu verorten - verweisen Göttliches und Weltliches aufeinander und sind wechselseitig füreinander transparent: nichts Politisches, das nicht auf seine geistlichen Analogien hin befragt werden könnte, nichts Geistliches, das nicht weltliche Entsprechungen zeitigen würde.

In The Clarion Review wird dieser Ansatz in den verschiedensten Genres durchbuchstabiert: Essays und Fiktion, Poesie und Philosophie/Theologie, Meinung und Buchbesprechungen heißen die Rubriken, in denen sich von der Karikatur über das Gedicht und den Essay bis hin zum schwergewichtigen Aufsatz so ziemlich alles findet, was den gebildeten Leser anspricht. Positiv wirkt sich dabei aus, daß konfessionelle Engführung und US-amerikanische Nabelschau in dem 66 Seiten starken Heft nicht begegnen.

Wer sich nicht gleich die gediegene Druckausgabe kommen lassen will, kann übrigens im Internet das aktuelle Heft herunterladen.

The Clarion Review, 21293 Cameron Hunt Place, Ashburn, VA 20147, USA. Jahresabo (2 Ausgaben und ein Literaturanzeiger) 30 US-Dollar. Internet: www.clarionreview.org


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