© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Ein Korrektiv für alle Skeptiker
Die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft in Hamburg hat eine Broschüre zu den "Ursachen des Zweiten Weltkriegs" herausgegeben
Hans-Joachim von Leesen

Dreihundert Stühle hatte man im großen Saal des Hamburger Logenhauses bereitgestellt für die erwarteten Teilnehmer am Ganztagsseminar am 25. März, zu dem die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) eingeladen hatte zum Thema: "Ursachen des Zweiten Weltkrieges - Fragen von gestern oder für morgen?" Sie reichten nicht aus. Immer weitere Stühle mußten herbeigeschafft werden für die noch in den Saal drängenden Interessenten. Die hochgesteckten Erwartungen der Besucher wurden, wie spätere Reaktionen bewiesen, übertroffen.

Die SWG hatte die wohl führenden Historiker eingeladen, die in den letzten Jahren auf dem neuesten Forschungsstand basierende wissenschaftliche Werke über Grundfragen des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht hatten, und diese unterschieden sich deutlich von den der politischen Korrektheit verpflichteten üblichen Darstellungen. Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rhonhof sprach über den "weiten Weg zum deutsch-polnischen Krieg", Stefan Scheil über "die Eskalation zum Zweiten Weltkrieg" und Walter Post über den "Weg zum Weltkrieg in Fernost". Diese Referate sind nun in einer jetzt erschienenen Sonderausgabe des Deutschland-Journals zusammengefaßt. Und nicht nur das: Auch die umfangreiche Diskussion mit den jeweiligen Antworten der Referenten wurde Wort für Wort wiedergegeben. Abgerundet wird das Thema durch zwei Beiträge des ehemaligen Kommandeurs des Nato Defense College in Rom, des Historikers und Generalleutnants a. D. Franz Uhle-Wettler, über den unheilvollen Einfluß der politischen Korrektheit auf die Zeitgeschichtsschreibung, der zu handfesten Fälschungen geführt hat.

Die alle Erwartungen überbordende Beteiligung am Seminar beweist, daß ein großer Teil der ernsthaft interessierten mündigen Bürger auf seriöse Antworten auf die Frage wartet, wie es zum Zweiten Weltkrieg kam. Ganz offensichtlich mißtrauen doch einige der "offiziellen" Geschichtsschreibung seit Jahrzehnten oder dem, was in Schulbüchern steht und was die staatliche politische Bildung verbreitet. Wie berechtigt die Skepsis ist, machte jedes Referat deutlich. Das Bedrückende: Nahezu alle nachgewiesenen Falschdarstellungen dienen dazu, die deutsche Seite ins Unrecht zu setzen und das Verhalten der Siegermächte zu rechtfertigen. Daß es im Gegensatz zu der ähnlichen Auseinandersetzung nach dem Ersten Weltkrieg Privatpersonen sein müssen, die sich bemühen, Leopold von Rankes Forderung umzusetzen, historische Ereignisse so darzustellen, wie sie "eigentlich gewesen sind", ist eine Schande für den Zustand der heutigen bundesrepublikanischen politischen Klasse.

Der Organisator und Leiter des Seminars, der stellvertretende Vorsitzende der SWG, Oberst a. D. Manfred Backerra, machte zu Anfang deutlich, welchen Sinn es hat, die historischen Ereignisse geradezurücken: Die Beiträge sollen "uns Deutschen helfen, als selbstbewußte Nation für Europa zu stehen". Er zitierte Hans-Olaf Henkel: "Deutschland kann erst gesunden - moralisch, politisch, wirtschaftlich -, wenn die Deutschen sich von ihrem Schuldkomplex befreien." Und dazu kann diese Sonderausgabe des Deutschland-Journals verhelfen, die bisherige Falschdarstellungen korrigiert und durch ausführliche Quellenhinweise den Leser in die Lage versetzt, sich selbst ein Urteil zu bilden.

Das Deutschland-Journal, Sonderausgabe Dokumentation zum Seminar "Ursachen des Zweiten Weltkrieges", 144 Seiten, ist gegen Beilage einer Fünf-Euro-Note (inklusive Versandspesen) bei der SWG, Postfach 26 18 27 in 20508 Hamburg zu beziehen


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