© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/07 31. August 2007

Nächtlich funkeln Sterne
Freibund: Sommerlager in Ostpreußen
Reinhild Seidl

Einst war es die Heimat der Großeltern, jetzt entdeckten die Enkel die ostpreußischen Landstriche neu. Für zwei Wochen wurde eine Wiese an einem idyllischen Masurensee zur kleinen Heimat für Jungen und Mädchen aus dem Freibund, zu Dreh- und Angelpunkt für Ausflüge und Wanderungen. Anlaufpunkte waren Frauenburg als Wirkungsstätte des Astronomen Kopernikus, das Frische Haff, die Barockkirche Heiligelinde, der Oberlandkanal und der deutsch-russische Soldatenfriedhof am Mauersee.

Besonders einprägsam war der Besuch des Herrenhauses der Familie Dohna-Schlobitten. In beginnender Abenddämmerung ragte die Fassade des einstigen Prachtbaus empor. Junge Birken wachsen dort, wo einst gegessen und geschlafen wurde. In ihrem Schatten fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, was es gekostet haben muß, das alles gezwungenermaßen zurückzulassen.

Diese Ausflüge bildeten Höhepunkte des Sommerlagers unter dem Motto "Die Ferne ruft", das sich sonst, unterstützt von einer deutschen Bauernfamilie, auf der von zahlreichen Zelten umsäumten Wiese am See abspielte, Fahnenmast und Lagertor mit der Ostpreußenfahne bildeten den Rahmen für fröhliche Spiele, Tänze und sportliche Wettkämpfe. Abends wurde in der Feuerjurte gesungen, alte ostpreußische Weisen erklangen wieder.

Das Thema Ostpreußen zog sich wie ein roter Faden durch das Lagerprogramm. Auf dem Lagerplatz entstand ein Zeitstrahl, an dem die bewegte und bewegende Geschichte greifbar wurde, und eine Landkarte aus Naturmaterialien verband oftgehörte sowie bisher unbekannte Namen zu einem Gesamtbild. In Gesprächen und Vorträgen wurden ostpreußische Persönlichkeiten wieder lebendig und die Leistungen des Deutschen Ritterordens oder auch der preußischen Herrscher anschaulich dargestellt.

Die deutsche Bauernfamilie am Ort lebt dort bereits in fünfter Generation, und der Vater fesselte die Freibünder mit seinen Erzählungen aus der Familiengeschichte. Andere verbliebene Deutsche kamen oft zu Besuch: Eine alte Dame aus dem Dorf spielte zum Tanz auf, ein deutscher Kaplan erzählte von der Aufbauarbeit deutscher Gottesdienste und dem heutigen Gemeindeleben, ein junger Mann von der deutschen Minderheit hielt einen Vortrag über die Geschichte Ostpreußens, über das Leben heute und das Verhältnis zu den Polen.

Auch wenn das Lager zu Ende gehen mußte, etwas wird bleiben: Auf dem Hof wurde eine Eiche gepflanzt. Von der Mark Brandenburg mitgebracht, erhielt der Baum jetzt im Ermland eine neue Heimat. Ein alter Friedhof in der Nähe wurde wiederhergerichtet, zwei zerbrochene Eisenkreuze wurden repariert und aufgestellt, die Gräber gesäubert und mit Heidekraut bepflanzt. In einer Feierstunde wurde ein Kranz niedergelegt und der vielen tausend Vertriebenen gedacht.

Der alte Hofherr sprach am letzten Abend noch zu den jungen Freibündern: "Denkt immer an den Regenbogen; am einen Ende steht ihr, ihr jungen Deutschen, und am anderen Ende, wir, die Ostpreußen. Und solange ihr noch kommt und an uns denkt, spannt sich der Regenbogen von Land zu Land und wir wissen, wir sind nicht vergessen."

Foto: Sommerlager des Freibundes: "Jungen, hinaus!"

Kontakt: Der Freibund e.V., Postfach 1505, 37005 Göttingen, Internet: www.freibund.de


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