© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/07 24. August 2007

Frisch gepresst

CS und Gretha Jünger. Alle Macht den Frauen! Zu solch männlichem Kapitulantentum mag mancher Leser neigen, nachdem er die von Ingeborg Villinger edierte Korrespondenz zwischen Carl Schmitt und Gretha von Jeinsen, der ersten, 1960 verstorbenen Ehefrau Ernst Jüngers (Briefwechsel 1934 - 1953, Akademie Verlag, Berlin 2007, 241 Seiten, Abbildungen, 44,90 Euro), durchflogen hat. Dieser norddeutschen Adligen, ihrer Lebenskraft, Sicherheit im Urteil, ihrer von Schmitt so bewunderten "Dés­involture" gegenüber wirken die beiden Ritter vom Geist nämlich mitunter wie weinerliche Buttermemmen. Im Spiegel dieses Briefwechsels macht weder Schmitt noch Jünger eine gute Figur. Und schon gar nicht Jüngers Sekretär Armin Mohler, der zwar einer der bedeutendsten Rechtsintellektuellen nach 1945 war, aber eben auch eine "Klatschbase" (Gretha Jünger), ein zu- und zwischenträgerisch begabter Intrigant, der an nach 1945 entstandene Antipathien gegen den literarisch wieder erfolgreichen "Anpasser" Jünger, denen Schmitt nicht nur im "Glossarium" freien Lauf ließ, anknüpfte, um den Graben zwischen den beiden Freunden bis zum faktischen Bruch zu vertiefen. Daß Schmitt gar Gretha Jüngers Vermittlungsversuche 1953 mit dem wortlosen Abbruch des Briefwechsels beantwortet, stellt ihm menschlich nicht eben ein glänzendes Zeugnis aus. Obwohl die Edition also für manche Schmittianer und Jünger-Verehrer Desillusionierendes bereithält, ist sie als interessanter Beitrag zur Alltagsgeschichte der Weltbürgerkriegsära zu verbuchen. Gerade deshalb hätte die Kommentierung ruhig etwas sorgfältiger und mitunter auch etwas weniger "politisch korrekt" ausfallen dürfen.

 

Öko-Alarmismus. Der Frankfurter Umweltjournalist und Direktor des Umwelforums des Centre for the New Europe in Brüssel, Edgar L. Gärtner, ist mehrfach als Warner vor allzu alarmistischen Rufen aus den Reihen der ökologischen Bewegung hervorgetreten. Nun legt er auch in der Ausdrucksform drastisch nach und bezeichnet insbesondere die den politischen Diskurs beherrschende "Klimadebatte" mit ihren Auswüchsen von Ökosteuer bis zum Kampf gegen das Kohlendioxid sogar als "Vorboten politischen Terrors". Gärtner, der den Protagonisten der "politischen Ökologie" - allen voran den Grünen - ohnehin vorhält, ihre wohlfeile Propaganda nur aus Gründen des eigenen Machterhaltes und zur Gängelung politischer Gegner zu mißbrauchen, beschreibt in seiner Philippika die Mechanismen, mit denen seit Jahrzehnten bei ökologischen Themen die Debattenkultur zugunsten einer immer dogmatischeren Sicht vor die Hunde ging. Selbst das Primat der Wissenschaft wird dabei zunehmend ignoriert (Öko-Nihilismus. Eine Kritk der Politischen Ökologie. TvR Medienverlag, Jena 2007, broschiert, 284 Seiten, 24,50 Euro).


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