© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

Meldungen

Der Dritte Weg als Pax Germanica

BERLIN. Als die Mauer fiel, war das Bonner Politpersonal samt ihrer ideologischen Büchsenspanner in der DDR-Forschung plötzlich "schon immer" von der Unvermeidlichkeit der Wiedervereinigung überzeugt gewesen. Vergessen war, daß die nach 1980 tatsächlich arg geschrumpfte Schar der Gegner deutscher Zweistaatlichkeit sich gerade von der CDU-Spitze günstigenfalls als "Entspannungsfeinde" denunzieren lassen mußten. Daran erinnert ein Rückblick des Rostocker Politologen Alexander Gallus auf deutsch-deutsche Debatten um den "dritten Weg", der das verbliebene "Reich" aus der Gefangenschaft der "Blöcke" herausführen sollte (Deutschland Archiv, 3/07). Gallus spannt den Bogen von den "Gesamtstaatlern" der fünfziger Jahre, von Gustav Heinemann und Thomas Dehler, bis zu Robert Havemanns "Brief-Initiative" von 1981 und dem publizistischen Engagement des umtriebigen, die Einheit als "Pax Germanica" verstehenden Wolfgang Venohr, die nach langer Durststrecke eine Renaissance der "deutschen Frage" in westdeutschen Diskursen bewirkten. Dabei kam es in den etablierten Parteien zu unterwürfigen Bekundungen der Bündnistreue und Warnungen vor "Sonderwegen". Exponenten des Zeitgeistes wie Jürgen Habermas mahnten Willy Brandt, schon Kurt Schumacher sei mit der "idiotischen Vorstellung" aus dem Konzentrationslager gekommen, die SPD habe in der "nationalen Frage" etwas versäumt. Dem mit ebenso unterentwickelter politischer Urteilskraft gestraften Hans-Ulrich Wehler graute es vor der "Chimäre eines neutralisierten Gesamtdeutschland". Kein Wunder, so Gallus, daß in diesem Meinungsklima der deutschlandpolitische "dritte Weg" zum Scheitern verurteilt war. Überdies fehlte es auch an einem Minimalkonsens unter den "Neutralisten".

 

Pommern: Tradition der Naturforschung

TRAVEMÜNDE. In Stettin gab es Ende des 19. Jahrhunderts nicht weniger als sechs naturwissenschaftliche Vereine, die ein Spektrum von der Insektenforschung bis zur Geographie abdeckten. Noch während des Ersten Weltkrieges, im Februar 1918, kam als siebenter Verein die "Pommersche Naturforschende Gesellschaft" hinzu. Im Vorfeld ihres 90. Gründungsjubiläums lädt die Ostsee-Akademie daher vom 24. bis 27. September 2007 zu einer Tagung ein, die sich mit dem "naturwissenschaftlichen Pommern" befassen soll, also einer nicht nur in dieser Provinz versunkenen Variante der "Heimatkunde"-Kultur, die einst das "Freizeitverhalten" der lokalen Eliten dominierte. Um es nicht bei der Theorie zu belassen, bietet die Akademie in ihrem Programm für das zweite Halbjahr 2007 auch wieder Gelegenheiten, pommersche Natur zu erfahren: so Ende August bei einer Wanderung auf Hiddensee oder im Oktober auf einer Studienreise nach Hinterpommern (Programm anzufordern bei der Ostee-Akademie Travemünde, Europaweg 3, 23570 Lübeck).


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen