© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/07 13. Juli 2007

Meldungen

Blick zurück auf lausige Zeiten

HEIDELBERG. "Als Gott Adam schuf, meinte die Laus, er habe es ihretwegen getan." Am Leitseil dieser oft zitierten Bosheit des Philosophen Fitz Mauthner, erschließt Manfred Vasold ein Stück Medizingeschichte, das in Deutschland erst kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wirklich Vergangenheit wurde (Spektrum der Wissenschaft, 6/07). Läuse und das von ihnen übertragene Fleckfieber bestimmten bis dahin den europäischen Alltag. In Deutschland befreite zunächst die "große Hygieneoffensive" um 1900 die Bevölkerung von den blutsaugenden Schmarotzern, die jedoch unter den "günstigen" Bedingungen zweier Weltkriege zu ihrem "Comeback" kamen. Einem Läuse-Dorado gleichgekommen sei das von Krieg und Revolution erschütterte Rußland zwischen 1914 und 1920. Hier dürften "zwei bis drei Millionen" der durch Ungeziefer verbreiteten Flecktyphus-Epidemie zum Opfer gefallen sein. Anders als in Europa, wo durch die organisierte Jagd auf Parasiten die Läusegefahr wohl endgültig gebannt sei, wären Fleckfieber-Epidemien in Afrika weiter Realität und nicht Medizingeschichte.

 

Klimawandel: Rosige Zukunft am Polarmeer

LEINFELDEN. Für den Wissenschaftsjournalisten Rolf Butscher scheint die Erderwärmung vornehmlich positive Folgen zu zeitigen. Was allgemein als "Klimakatastrophe" mit jedem Orkan wie ein Menetekel wirkt, nimmt Butscher als Verheißung schönerer Zeiten, die in den Regionen des nördlichen Eismeeres bevorstünden (Bild der Wissenschaft, 7/07). Dem Klimawandel sei Dank, werde sich das schon im Rekordsommer 2006 geschrumpfte Eis im Polarmeer weiter zurückziehen. Dies eröffne dem Schiffsverkehr durch die "Nordwestpassage" zwischen Beringsee und Alaska ungeahnte Perspektiven. Zugleich könnten die Energiekonzerne endlich die unter dem Eis verborgenen Erdöl- und Erdgasschätze heben. Auch die deutsche Geoforschung schließe sich dem Wettlauf ins Eismeer an. Im März 2007 bewilligte das Bundesforschungsministerium erste Fördergelder für die mit "einer einzigartigen technischen Ausrüstung" versehene "Aurora Borealis", ein 350-Millionen-Schiff, das dem Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Meeres- und Polarforschung zur Verfügung stehen wird. Diese Kombination von Eisbrecher, Bohr- und Forschungsschiff soll die Ausbeutungskapazitäten des heute noch halbswegs intakten Ökosystems untersuchen und so auch den europäischen Fangflotten "die letzten noch unerschlossenen Fischgründe" zugänglich machen. Butscher prophezeit der Region eine "rosige Zukunft": nicht mehr am Golf, sondern an der Barentssee würden die Ölscheichs des 21. Jahrhunderts residieren.

 

Erste Sätze

Die Pathologie ist die Naturwissenschaft vom Krankhaften.

Ludwig Aschoff (Hrsg.), Pathologische Anatomie, Jena, 1928.


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