© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/07 13. Juli 2007

Frisch gepresst

Christentum. Das Verständnis für die vielfältigen Probleme in Theologie und Kirche erschließt sich unter anderem aus der These, daß "der moderne Mensch nicht mehr an die Wunderwelt des Neuen Testaments glauben" könne (Bultmann). Dieses Argument ist nicht stichhaltig. Auch der antike Mensch hatte nachweislich erhebliche Schwierigkeiten, an die Wunder in der christlichen Überlieferung zu glauben, zum Beispiel an die Auferstehung eines Toten. Musterbeispiel ist der sprichwörtliche "ungläubige Thomas", einer der Jünger Jesu. Gottfried Fischers Buch vermittelt einen sehr eigenwilligen, in sich aber folgerichtigen Zugang zu diesem Spannungsverhältnis zwischen christlichem Glauben und Naturwissenschaft (Christlich evangelische Neugründung. Das Neue Testament im naturwissenschaftlichen Verständnis. Verlag der Gute Hirte, Dresden 2007, gebunden, 272 Seiten, 24 Euro). Es ist das Ergebnis einer über dreißigjährigen Auseinandersetzung des Verfassers, eines naturwissenschaftlichen Fachdozenten in der DDR, infolge eines Bekehrungserlebnisses. Damit liegt kein weiterer Versuch einer "Entmythologisierung" des christlichen Glaubens vor, sondern des Glaubens an den atheistischen Sozialismus - und damit ein anregender Beitrag zu einer christlich-evangelischen Neuorientierung. Er bestätigt das geistreiche Bonmot des polnischen Schriftstellers Wladislaw Lec zum Unterschied zwischen Christentum und Marxismus: "Die Christen wissen, daß sie glauben; die Marxisten glauben, daß sie wissen."

 

Judentum. In der Bundesrepublik leben derzeit 100.000 Menschen, die der jüdischen Religion anhängen. Ihrer Befindlichkeit gelten drei Interviews, die der 2004 zum Professor für Hörfunk- und Fernsehjournalismus an der Fachhochschule Hannover aufgestiegene ARD-Journalist Wilfried Köpke mit führenden Exponenten des Judentums in Deutschland, nämlich mit der Zentralratsvorsitzenden Charlotte Knobloch, dem Sozialpädagogen Micha Brumlik und der Rabbinerin Gesa S. Ederberg geführt hat. Es lag nicht an den Befragten, daß aus diesem Büchlein ein Bukett aus lauter Platitüden geworden ist (Wenn nicht jetzt, wann dann? Zur Zukunft des Judentums. Herder Verlag, Freiburg 2007, gebunden, 142 Seiten, 14,90 Euro).

 

Islam. Dem Schweizer Islamwissenschaftler Ludwig Ammann ist jede alarmistische Betrachtung islamistischer Strömungen fremd, da er grundsätzlich von "Reformen" überzeugt ist, die die archaischen Erscheinungsformen im Islam hin zu Frauenrechten, Demokratie und "Menschenrechten" verändern können. Bereits im letzten Werk von 2004 "Der Islam am Wendepunkt" ging er dieser These nach. Nun hat Ammann eine kleine Übersicht auf den Markt geworfen, die "Vorurteile" über die Religion ausräumen will. Daß seine den Islam im milden Licht erscheinen lassenden "Antworten" natürlich in ihrer Differenziertheit schlauer wirken als die allzu brachialen und naiven Fragen, läßt den Eindruck gewinnen, Ammann betreibe propagandistische Weißwäscherei im Namen Allahs und seines Propheten (Islam. Was stimmt? Die wichtigsten Antworten. Herder Verlag, Freiburg 2007, broschiert, 128 Seiten, 7,90 Euro).

 

Freimaurer. Spektakuläre Neuigkeiten über die geheimnisumwitterte Freimaurerei darf man in dem von Michael Kraus herausgegebenen Werk nicht erwarten, ist er doch als Großmeister der Großloge von Österreich wissend genug, Informationen wohldosiert zu verabreichen und Interna auszuklammern. So gerät das allenfalls für den "völlig rauhen Stein" informative Buch mehr zur Werbeschrift mit Selbstpreisung der langen Tradition von sich selbst als Hüter und Bewahrer von Humanismus und Aufklärung verstehenden Brüdern unter dem Symbol von Winkelmaß und Zirkel (Die Freimaurer. Ecowin Verlag, Salzburg 2007, gebunden, 165 Seiten, 22 Euro).


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen